Draugen: Ein norwegischer Walking-Simulator

Während unserer Spaziergänge macht sich Alice häufig selbstständig und flitzt uns einfach davon. Mit einem einzigen Tastendruck ist es möglich, jederzeit nach ihr zu rufen und sie anhand eines eingeblendeten pulsierenden Kreises in unserem Blickfeld zu orten. Während der zahlreichen Unterhaltungen oder Interpretationen von gefundenen Hinweisen werden mögliche Gesprächsthemen durch einzelne Worte und zugehörigen kurzen Beschreibungen eingeblendet, aus denen wir frei wählen dürfen. Grundsätzlich erleben wir die Geschichte in „Draugen“ weniger durch Handlungen als viel mehr durch zahlreiche Texte und Unterhaltungen mit unserer Begleitung. Das Ende des Spiels erschien mir etwas „gehetzt“, hier hätte ich mir noch mehr Tiefgang für die Story gewünscht.
„Wohin gehst Du? Schau mich an!“
Und jene Begleitung ging mir während der gesamten Spielzeit leider ziemlich oft auf die Nerven. Vor allem in ruhigen Momenten, in denen ich mir die beinahe wie eine Theaterbühne wirkende, recht offen gestaltete Spielwelt anschauen und die schöne „Graavik“ von Draugen genießen wollte. Häufig bombardiert Alice den Spieler dann jedoch penetrant mit einem sich wiederholendem „Wohin gehst Du?“, was nicht nur nervt, sondern auch die Immersion bricht.
Während einiger Gespräche ist es sogar nicht erlaubt, in eine andere Richtung zu schauen – man wird mit einer vorläufigen Unterbrechung des Gespräches und frechen Bemerkungen wie „Edward! Ich rede mit Dir!“ oder „Edward, schaue mich an, wenn ich mit Dir rede!“ bestraft.
Von Kapitel zu Kapitel finden wir Hinweise über Hinweise, besuchen zuvor unzugängliche Orte aufgrund neuer Indizien erneut und bilden wie bei einem Puzzle unsere eigene Theorie darüber, was aus den Bewohnern des Dorfes und unserer geliebten Schwester wurde.