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Vier Spiele, vier stilistisch völlig unterschiedliche Erlebnisse: In Loco Motive erwartet Euch ein klassisches Point-and-Click-Abenteuer im Stil britischer Krimikomödien, inklusive schrulliger Figuren, Zugabteil-Rätseln und pixeligem Retro-Charme. The Edge of Allegoria schlägt ganz andere Töne an: Mit reduzierter Ästhetik und gesellschaftlicher Schwere erzählt es eine symbolhafte Geschichte voller Wut, Widerstand und Kontrollverlust. The Thaumaturge wiederum mischt rundenbasierte Taktikgefechte mit okkulter Detektivarbeit, verankert in einer düsteren, historisch aufgeladenen Version des Warschaus von 1905. Und in Enigma of Fear geht es im klassischen pixeligen Third-Person-Stil durch verlassene Gebäude, in denen die junge Mia (unterstützt von ihrem Hund Lupi) übernatürlichen Erscheinungen nachspürt und dem Verschwinden ihres Vaters auf den Grund geht.
Alle vier Spiele habe ich nur angespielt, aber jedes davon hatte genug Eigenheit, Atmosphäre oder Stil, um es nicht untergehen zu lassen. Hier stelle ich Euch meine ersten Eindrücke vor.
Loco Motive: Mitten ins Abteil, mitten ins Chaos
Ein Mord im Zug, schräge Charaktere und ein Hauch britischer Absurdität: „Loco Motive“ fährt eindeutig auf der Agatha-Christie-Schiene, nur mit mehr Pixeln und mehr Blödsinn. Als eine von drei Figuren (Anwalt, Spionin oder Detektiv), durchstöbert Ihr einen luxuriösen Zug der 30er-Jahre auf der Suche nach der Wahrheit.
Das Spiel ist ein klassisches Point-and-Click-Adventure im Retro-Stil, inklusive Inventar-Rätseln, verzwickten Gesprächen und jeder Menge Situationskomik. Die Figuren sind überzeichnet, der Humor charmant-albern, die Animationen liebevoll handgepixelt. Besonders gelungen: Die fließenden Perspektivwechsel zwischen den drei Protagonisten und die dynamische Erzählweise, die trotz genretypischer Linearität angenehm frisch wirkt.
Auch wenn einige Rätsel etwas zu leicht ausfallen und der Humor Geschmackssache bleibt: Loco Motive ist ein kurzweiliges Zugabenteuer mit Stil, Slapstick und schrägem Charme. Ideal für Fans von Monkey Island, britischem Humor oder einfach für alle, die mal wieder Lust auf ein pixeliges „Wer hat´s getan?“ haben.
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The Edge of Allegoria: Auf der Kippe zwischen Kunst und Kontrolle
Ein abgelegener Küstenort, ein Fischer mit Wut im Bauch und eine düstere Metapher auf Unterdrückung: „The Edge of Allegoria“ versucht, mehr zu sein als nur ein Spiel. Es verpackt seine Story in ein Adventure-ähnliches Erzählformat, mischt kurze Kämpfe, Dialogentscheidungen und rätselhafte Begegnungen in einer verfallenen Welt.
Optisch ist das Ganze eine Mischung aus expressionistischem Theater und düsterer pixeliger Graphic Novel, kantig, kontrastreich, künstlerisch. Spielerisch bleibt das Spiel dagegen oft steif: Träge Steuerung, einfache Kampfmechanik, wenig Interaktion. Die Entscheidungen sollen Einfluss auf den Verlauf des Spiels haben, wirken aber stellenweise willkürlich. Dafür überzeugt die melancholische Atmosphäre, getragen von einem unkonventionellen Soundtrack und seltsam entrückten Figuren.
„The Edge of Allegoria“ ist kein Wohlfühlspiel. Es will irritieren, provozieren, verstören. Und auch wenn nicht alles aufgeht, bleibt das Erlebnis seltsam faszinierend, wie ein kunstvoller Albtraum, aus dem man leicht verwundert wieder aufwacht.
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The Thaumaturge: Dämonen, Düsternis und Diplomatie
Warschau, 1905. Überall herrschen politische Spannungen, spirituelle Unruhe und mittendrin ein „Thaumaturg“, der mit inneren Dämonen arbeitet. „The Thaumaturge“ ist ein isometrisches RPG mit Taktik-Kämpfen, Detektivarbeit und Dialogbäumen, verpackt in eine düstere, okkulte Welt voller russischer Soldaten, familiärer Verstrickungen und gequälter Seelenwesen.
Spielerisch pendelt das Spiel zwischen Erkundung, investigativen Elementen und rundenbasierten Kämpfen, bei denen Ihr Eure „Salutor“-Dämonen taktisch einsetzt. Die Mechanik ist ungewöhnlich, wirkt aber durchdacht und stilistisch stark eingebettet. Visuell glänzt das Spiel mit detaillierten Stadtansichten, melancholischem Licht und elegantem Art-Design. Die englische Sprachausgabe ist solide, die deutsche Version leider nur rein textbasiert.
„The Thaumaturge“ ist komplex, stellenweise sogar sperrig, aber in seiner Mischung aus historischer Kulisse und übersinnlicher Thematik ein erfrischend eigenwilliger Genrevertreter.
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Enigma of Fear: Albtraum mit Hund
Mia sucht ihren verschwundenen Vater, einen Agenten einer paranormalen Organisation. Was als Spurensuche beginnt, entwickelt sich in „Enigma of Fear“ schnell zu einem düsteren Horrortrip mit surrealen Momenten, versteckten Hinweisen und einem treuen Begleiter: Hund Lupi, der Mia auf Schritt und Tritt folgt.
Das Spiel wird klassisch aus der Third-Person-Perspektive gespielt, mit festen Kamerawinkeln und einem Aufbau, der an ältere Survival-Horror-Titel erinnert. Ihr durchsucht verlassene Gebäude, löst kleine Rätsel und weicht bedrohlichen Kreaturen aus. Lupi kann auf Kommando Hinweise erschnüffeln, was dem Spiel eine originelle Note verleiht. Visuell ist alles solide, aber technisch nicht ganz rund, die Animationen sind hölzern, das Pacing teils unausgewogen.
Die Story bleibt bewusst vage, dafür punktet das Spiel mit dichter Atmosphäre und einem leichten Mystery-Touch. Kein perfektes Horror-Erlebnis, aber ein sympathischer Indie-Ausflug in verstörende Zwischenwelten mit einer Hauptfigur, die man gern begleitet.
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