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Fünf Spiele, fünf stilistisch völlig unterschiedliche Ansätze – angespült und angespielt: Three Minutes to Eight experimentiert mit Zeitloops und fragmentierter Erzählstruktur, während Puppet House klassischen Haunted-House-Horror in Ego-Perspektive inszeniert. Midnight Girl entführt in ein handgezeichnetes Paris der 60er-Jahre, wo ein geplanter Kunstdiebstahl die Kulisse für ein Point-and-Click-Abenteuer bildet. In PRIM wird die Tochter des Todes selbst zur Hauptfigur eines liebevoll inszenierten Schwarz-Weiß-Märchens. Und Der Fluch der Brücke 2 setzt auf asiatischen Campus-Horror mit Geistern, Fluchtpassagen und Perspektivwechseln.
Allen fünf Spielen gemein ist der Fokus auf ein dichte Atmosphäre, sei es durch visuelle Gestaltung, musikalische Untermalung oder ein bewusst entschleunigtes Gameplay. Manche Titel setzen auf Nostalgie, andere auf Experimente mit Erzähltempo und Struktur. Diese kleine Auswahl zeigt, wie vielseitig der Indie- und Horrorbereich im Moment aufgestellt ist und wie viele Ideen auch abseits des Mainstreams entstehen.
Midnight Girl: Einbruch mit Stil im Paris der Sechziger
Manchmal genügt tatsächlich ein Blick auf den Artstyle eines Spiels, um zu wissen: Okay, das muss ich ausprobieren. So ging es mir bei „Midnight Girl“ von Entwickler und Publisher „Italic“: Ein handgezeichnetes Point and Click-Adventure, das mich an belgische Comics und französische Heist-Filme erinnert hat. Die Geschichte: Monique, eine junge Diebin, landet im Knast und plant mit dem legendären „Night Owl“ einen letzten großen Coup. Paris bei Nacht, eine Prise Jazz und viel Schatten – und stilistisch wirkt alles wirklich angenehm stimmig.
Spielerisch bleibt Midnight Girl eher auf der leichten Seite. Wer auf komplexe Rätsel oder ausufernde Dialoge hofft, der wird hier nicht fündig. Aber genau das macht es vielleicht auch so charmant: Kein Frust, man kann sich einfach durchklicken, in Ruhe erkunden, die Zeit genießen. Die Schauplätze sind allesamt liebevoll gezeichnet: Ein düsteres Kloster, die Pariser Metro, eine unterirdische Galerie. Alles wirkt wie mit Aquarell und Feder auf Papier gebracht, sehr ästhetisch und gekonnt reduziert.
Leider bietet das Spiel keine Sprachausgabe. Und ja, das Vergnügen ist kurz. Aber dafür erzählt das Spiel seine kleine Geschichte ohne Ballast, präsentiert sich visuell stark und bietet eine einnehmende Atmosphäre. Für ein kurzes Abenteuer zwischendurch genau das Richtige.
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Three Minutes to Eight: Sterben, um zu verstehen
Was würdet Ihr tun, wenn Ihr wüsstet, dass Ihr exakt um 19:57 Uhr sterbt? Genau das ist die Ausgangslage in „Three Minutes to Eight“, einem Mystery-Adventure in Retro-Optik, das irgendwo zwischen The Stanley Parable, Twelve Minutes und einem düsteren Pixel-Traum angesiedelt ist. Entwickelt vom Chaosmonger Studio serviert Euch das Spiel kurze Szenarien, in denen Ihr immer wieder sterbt – es sei denn, Ihr findet heraus, was dahintersteckt.
Der Clou: Jede „Runde“ beginnt kurz vor 19:57 Uhr und alles, was Ihr tut, verändert den Ablauf. Telefonate, Räume, Gespräche, jedes noch so kleine Detail könnte der Schlüssel zur Lösung sein. Das Spiel lebt von Wiederholung, Verwirrung und der Frage, ob Ihr überhaupt eine Chance habt, Eurem Tod zu entkommen – oder ob es viel mehr darum geht, diesen zu verstehen.
Optisch erinnert alles an klassische Point-and-Click-Adventures. Das Spiel präsentiert sich sehr minimalistisch, pixelig, ja fast schon retro-futuristisch. Der Soundtrack klingt modern, düster und stimmungsvoll. Die Dialoge sind sparsam, aber gefallen. Der Wiederspielwert ergibt sich aus den vielen alternativen Ende. Umso tiefer Ihr grabt, umso schräger wird es.
Ich war nicht sicher, ob ich gerade ein Spiel, eine Simulation oder einen digitalen Albtraum erlebt habe, aber genau das hat es so reizvoll gemacht. Für alle, die gern Rätsel hinter der Oberfläche suchen und keine Angst vor Wiederholungen haben, für die ist „Three Minutes to Eight“ ein echter Geheimtipp.
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PRIM: Tot zu sein ist auch keine Lösung
In „PRIM“ spielt Ihr die Tochter des Sensenmanns und die will raus aus der Unterwelt, um ihre Träume in der Welt der Lebenden zu verfolgen. Klingt morbide? Ist es auch, aber auf die charmante Art. Das Spiel erinnert mit seinem handgezeichneten Schwarz-Weiß-Stil an Tim Burton, mischt düstere Ästhetik mit sympathischem Humor.
Die Rätsel sind klassisch, das Gameplay angenehm oldschool: Dialoge führen, Gegenstände kombinieren, Geheimnisse lüften. Besonders gefallen hat mir die stimmige Inszenierung, denn jede Szene wirkt wie ein kleines Kunstwerk, untermalt von passendem Soundtrack und (auf Wunsch) vollständiger Sprachausgabe. Die deutsche Version ist übrigens hervorragend vertont!
PRIM ist kein langes Spiel, aber es hat Herz. Es wirkt wie eine liebevolle Hommage an die großen Adventures der 90er, wirkt gleichzeitig frisch, zugänglich und sehr eigen. Wer düstere Märchenwelten mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.
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Der Fluch der Brücke 2: Taschenlampe an, Nerven aus
Asiatischer Uni-Horror ist schon irgendwie ein eigenes Genre und „Der Fluch der Brücke 2“ macht da keine halben Sachen. Das taiwanesische Survival-Horror-Spiel entführt Euch in ein verfluchtes Universitätsgebäude, in dem Geister, Jumpscares (wie könnte ein Horrorspiel ohne auskommen?) und Rätsel in dunklen Ecken lauern. Ihr schlüpft abwechselnd in die Rollen mehrerer Figuren, die sich durch Albtraumflure schleichen mit nichts als einer Taschenlampe in der Hand.
Spielerisch wechselt das Game zwischen Schleichen, Rätseln und Erkunden. Manchmal flieht Ihr panisch vor Geistern, dann wieder knackt Ihr Codes oder kombiniert Gegenstände. Besonders spannend: Die Perspektive wechselt: Von First-Person bis Third-Person. Auch grafisch macht das Spiel einen stimmungsvollen Eindruck, spielt mit Licht und Schatten, was geschickt Spannung und Atmosphäre erzeugt.
Wer Jumpscares mag, der wird hier fündig – für mich sind (und bleiben) Jumpscares die billigte Art und Weise, zu erschrecken. Die deutsche Übersetzung wirkt teilweise unbeholfen, die Steuerung ist etwas träge. Trotzdem: Wer asiatischen Grusel liebt und auf klassische Horror-Vibes steht, kann sich ruhig mal reinschleichen.
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Puppet House: Puppen, Panik, Paranoia
Was wie ein klassischer Haunted-House-Trip beginnt wird in „Puppet House“ schnell zum grotesken Horrortrip. Ihr erwacht als namenloser Protagonist in einer düsteren Villa, in der Puppen nicht nur gruselig schauen, sondern auch ziemlich tödlich sein können. Das Spiel wirft Euch ohne großes Vorgeplänkel ins Geschehen und dann heißt es: Erkunden, Fliehen, Überleben!
Das Spiel präsentiert sich aus der Ego-Perspektive, die Atmosphäre ist dicht und (leider) voller Jumpscares. Vieles erinnert an Spiele wie „Layers of Fear“ oder „Outlast„, doch mit weitaus mehr Puppen und weniger Psychologie. Es gibt ein paar kleinere Rätsel, versteckte Hinweise und kurze Fluchtpassagen, aber primär geht es um die einnehmende Stimmung: Verzerrte Musik, flackerndes Licht, flüsternde Stimmen. Alles ist darauf ausgelegt, Euch permanent ein ungutes Gefühl zu geben.
Technisch wirkt das Ganze solide, aber nicht perfekt: So finden sich etwas hölzerne Animationen und eine schwankende Performance. Dennoch: Für einen kurzweiligen Gruselabend mit Gänsehaut-Garantie ist Puppet House ein bizarrer kleiner Albtraum, der seinen Namen verdient.
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