Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Story von Baphomets Fluch Reforged: Ein Mord, ein Geheimnis und die Tempelritter
- 2 Das Gameplay: Klassische Point-and-Click-Rätsel mit mehr Komfort
- 3 Die Grafik von Baphomets Fluch Reforged: Detailreiche Hintergründe und butterweiche Animationen
- 4 Der Sound von Baphomets Fluch Reforged: Immerhin das Original!
- 5 Was mir gefallen hat: So lebendig wie die Erinnerung selbst
- 6 Was mir nicht gefallen hat: Der Director’s Cut blieb im Café
- 7 Mein Fazit zu Baphomets Fluch Reforged
Revolution Software bringt mit Baphomets Fluch Reforged eine Neuauflage des ersten Abenteuers von George Stobbart und Nicole Collard auf den Markt. Das Spiel gehört zum Genre klassischer Point & Click-Adventures, welches damals zu Zeiten beliebter Vertreter wie Monkey Island, Indiana Jones and the Fate of Atlantis und Day of the Tentacle am ehesten als neuer Vertreter des Genres überzeugen konnte und gleich einen Platz in den Herzen von Point & Click-Fans eroberte. Ursprünglich 1996 veröffentlicht wurde das Spiel jetzt grafisch stark überarbeitet und modernisiert. Ziel war es wohl dabei, den nostalgischen Charme des Titels zu bewahren und gleichzeitig den Komfort und die Grafik auf den Stand der heutigen Zeit zu heben.

Die Story von Baphomets Fluch Reforged: Ein Mord, ein Geheimnis und die Tempelritter
Die Geschichte von Baphomets Fluch beginnt mit einem Bombenanschlag in einem ruhigen Pariser Café, der den amerikanischen Touristen George Stobbart mitten in eine mysteriöse Verschwörung zieht (also wählt weise, wo Ihr mal ein Käffchen trinken geht!). Zusammen mit der Journalistin Nicole Collard deckt George fortan eine weitreichende Intrige auf, die ihn von Paris nach Irland, Spanien und Syrien führt – unglaublich, zu was ein einfacher Besuch in einem Café so führen kann. Die Reisen sorgen nicht nur für abwechslungsreiche Settings, sondern erinnern auch an klassische Abenteuer wie die eines Indiana Jones – nur ohne Lederjacke und Peitsche.
Geheimnisse um die Tempelritter, mysteriöse Geheimbünde und antike Artefakte bestimmen das Abenteuer, wobei die Story nicht nur durch ihre Spannung, sondern auch durch ihren charmanten Humor besticht. Die Wahl eines Clowns als Attentäter am Anfang verleiht der Handlung eine fast surreale Note, die sofort Interesse weckt und erneut in die abenteuerliche Stimmung der 90er eintauchen lässt.

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George und Nico: Das charismatisches Duo
George und Nico bilden nach wie vor ein charismatisches Duo, das sich perfekt ergänzt: George, der neugierige Tourist, erinnert dabei an den typischen Helden, der zwar tapfer und heldenhaft sein möchte, aber doch hin und wieder recht tollpatschig wirkt (weshalb wir doch Charaktere wie Indiana Jones oder Captain Jack Sparrow so lieben, sind wir mal ehrlich). Nico behält hingehen als investigative Journalistin stets einen klaren Kopf.
Gemeinsam geraten George und Nico immer tiefer in eine komplexe Verschwörung, die von alten Mythen und Geheimnissen geprägt ist. Dabei werden immer wieder historische Elemente wie die Geheimnisse der Tempelritter mit fiktiven Abenteuern verknüpft und so eine spannende Mischung aus historischen Fakten und mythologischen frei erfundenen Elementen erschaffen. Die oft ausschweifenden Dialoge gehören ebenfalls zum Charme des Spiels – so etwas muss man mögen. Diese Mischung aus Abenteuer, Humor und Spannung sorgt für ein fesselndes Spielerlebnis, welches Euch von Anfang bis Ende motiviert, den Geheimnissen auf die Spur zu kommen.

Was für mich die Spiele der Baphomets Fluch-Reihe auch ausmachen: Sie bieten trotz all der Geschichte, Spannung, Rätsel eine gewisse „Ruhe“, die ich als ganz typisch für dieses Spiele halte. Das ist mir damals bereits aufgefallen und nun wieder erneut. Daher eignet sich dieses Spiel perfekt für einen ruhigen, entspannten, unterhaltsamen Spieleabend – früher wie heute.
Das Gameplay: Klassische Point-and-Click-Rätsel mit mehr Komfort
Wie es sich für ein klassisches Point-and-Click-Adventure gehört, klickt Ihr Euch durch zahlreiche Schauplätze, sammelt Gegenstände ein und kombiniert diese miteinander, führt viele Gespräche und löst mal leichtere, mal schwerere Rätsel. Die Reforged Edition bleibt dabei dem originalen Gameplay treu, hat aber ein paar Verbesserungen im Gepäck: Eine manuelle oder automatische Hilfefunktion hilft Euch aus der Patsche, wenn Ihr mal feststeckt und optionale hervorgehobene Hotspots machen das berüchtigte „Pixel-Hunting“ der 90er erträglicher. Diese Ergänzungen sorgen für ein angenehmes Spielerlebnis, das Nostalgie und Zugänglichkeit gekonnt vereint. So können sowohl Veteranen als auch neue Spieler die Abenteuer von George und Nico gleichermaßen genießen.

Eine der meiner Meinung nach größten Stärken des Gameplays ist die Balance zwischen Erkundung und Rätselspaß. Die Rätsel reichen von einfachen Inventarkombinationen bis hin zu komplexeren Aufgaben, wobei Baphomets Fluch schon eher zu den dialoglastigeren Spielen des Genres gehört – aber genau das macht den Titel auch aus. Spannend sind auch die Reisen zwischen den verschiedenen Ländern, die alle ihre eigenen beeindruckend inszenierten Schauplätze und Geheimnisse bieten. Die Interaktionen mit den zahlreichen Charakteren im Spiel sind dabei sowohl humorvoll als auch manchmal recht ernst und tragen maßgeblich zur mysteriösen Atmosphäre des Spiels bei. Die Steuerung aus den 90ern würde theoretisch auch heute noch funktionieren, schließlich bestand sie schon damals aus simplen Mausklicks. Doch in der heutigen Zeit sind Point & Click-Spieler Annehmlichkeiten gewöhnt, die das Erlebnis geschmeidiger machen: Weniger Klicks, eine hilfreiche Hotspots-Anzeige und auf Wunsch hilfreiche Tipps. Was mir persönlich allerdings nicht so gut gefallen hat, ist das „Einrasten“ der Maus, sobald sie einem Hotspot näher kommt – der Mauszeiger springt plötzlich zum jeweiligen Objekt und verwandelt sich in dein Zielkreuz. Das kann manchmal verwirrend sein.
Die Grafik von Baphomets Fluch Reforged: Detailreiche Hintergründe und butterweiche Animationen
Die visuelle Überarbeitung bildet das Herzstück der Reforged Edition. Die Hintergründe wurden komplett neu in 4K erstellt und bieten viele Details, die im Original nicht vorhanden waren. Ganz ehrlich: Sieht das gut aus! Auch die Charaktere und Animationen wurden optisch deutlich verbessert, wobei der charakteristische Comic-Stil des Spiels mit seinen markanten Linien und lebendigen Farben erhalten blieb. Besonders toll ist außerdem die Möglichkeit, per Knopfdruck zwischen alter und neuer Grafik zu wechseln, was den Nostalgiefaktor erhöht.

Die Überarbeitung der Hintergründe ist wirklich beeindruckend: Paris wirkt lebendiger, die alten Gebäude und die farbenfrohen Schauplätze wurden liebevoll und detailgetreu aufpoliert. Die Charakteranimationen wirken flüssiger und passen sich hervorragend den heutigen visuellen Standards an. Leider gibt es aber auch einige Schwächen, insbesondere bei den Zwischensequenzen, die nicht mit derselben Sorgfalt und Liebe erneuert wurden. Das Umschalten zwischen alter und neuer Grafik ist ein großartiges Feature für Fans des Originals, da man die Verbesserungen direkt erleben kann und die Unterschiede noch deutlicher wahrnimmt. In wvielen Szenarien wurde vor allem an der Lichtstimmung gearbeitet – so kann es sein, dass ehemals dunklere Bereiche in der überarbeiteten Fassung lichtdurchfluteter erscheinen und damals noch recht hell dargestellte Orte bieten jetzt durch viel mehr Schatten einen höheren Kontrast.
Der Sound von Baphomets Fluch Reforged: Immerhin das Original!
Der Sound bleibt im Vergleich zur Grafik weitgehend unverändert, was sowohl positiv als auch negativ zu sehen ist: Die Originalsprecher sorgen für Authentizität, doch die alte Aufnahmequalität wirkt im Vergleich zur neuen Grafik etwas deplatziert. In der deutschen Version wird George Stobbart vom fantastischen Alexander Schottky (wie auch in den Fortsetzungen) gesprochen und Nico Collard von der leider 2019 verstorbenen Franziska Pigulla, die u.a. auch Dana Scully aus Akte X ihre Stimme verlieh.
Im Test fiel mir beim Sound fiel vor allem die Qualität der Sprachaufnahmen auf. Zwar ist es großartig, dass die originalen Sprachaufnahmen verwendet wurden, doch die teils dumpfe Tonqualität – vor allem in den Zwischensequenzen – trübt das Erlebnis vor allem zu Beginn des Spiels im Vergleich zur Qualität aktueller Spieletitel ein wenig. Neuaufnahmen wären hier sicher keine realistische Option gewesen, da eine Neubesetzung der Sprecherin von Nico eingefleischte Fans wahrscheinlich gegen die Entwickler aufgebracht und vermutlich die Fangemeinde stark gespalten hätte. Wären lediglich George und die zahlreichen NPCs neu eingesprochen worden, so wäre diese Aufnahmen zwar kristallklar gewesen, doch die originalen Aufnahmen von Franziska Pigulla im Kontrast dazu dann dumpf und blechern geblieben. Daher hat man sich offenbar für einen Kompromiss entschieden: Die Originalaufnahmen, die echte Fans der Reihe lieben, wurden beibehalten, auch wenn diese nicht ganz die kristallklare Qualität heutiger Produktionen erreichen. Oder es war Revolution Software schlichtweg egal.
Was mir gefallen hat: So lebendig wie die Erinnerung selbst
Besonders gefallen hat mir beim Test, wie die Reforged Edition von Baphomets Fluch den nostalgischen Charme des Originals bewahrt und zugleich die Steuerung vereinfacht hat. Die neuen Grafiken lassen das Spiel genauso aussehen, wie ich es in meiner Erinnerung hatte, nur besser. Oft wirken alte Spiele in der Rückschau lebendiger, weil die eigene Fantasie Details hinzufügt, die gar nicht vorhanden waren. Dieses Remake schafft es tatsächlich, der Erinnerung gerecht zu werden und das Originalgefühl vom „ersten Mal“ zu bewahren.
In den überarbeiteten Grafiken kommen die vielen kleinen Details, die man in der damals viel niedrigeren Auflösung nicht darstellen konnte, sehr gut zur Geltung. Auch die nostalgischen Momente, wie das Umschalten zwischen alter und neuer Grafik, haben für einige schöne Erinnerungen gesorgt – ich habe mich dabei erwischt, dass ich in praktisch jeder neuen Szene erst einmal geschaut habe, welche Gegenstände, Blumen, Töpfe, Bilder, Wandmalereien und mehr verschwunden, hinzugefügt oder ausgetauscht wurden. Vor allem aus ästhetischer Sicht eine schöne kleine Studie neben dem Spiel an sich. Diese Möglichkeit des Wechsels zwischen alt und neu ist nicht nur ein interessantes Gimmick, sondern erlaubt es auch, das ursprüngliche Spiel in seiner klassischen Grafik vollständig durchzuspielen, sofern man denn möchte.

Die Reisen durch verschiedene Länder und die Begegnungen mit skurrilen Charakteren erinnern an Abenteuer eines Indiana Jones (der im Spiel sogar einmal erwähnt wird). Die Baphomets Fluch Reforged Edition bietet dabei zwei Spielmodi: Den klassischen Modus, der das ursprüngliche Spielerlebnis möglichst unverändert belässt und den Geschichte-Modus, der automatische Hinweise bietet und den Fokus stärker auf die Erzählung legt. Diese Möglichkeit bietet Spielern eine maßgeschneiderte Erfahrung, die je nach Vorlieben angepasst werden kann – sei es für nostalgische Fans, die das klassische Erlebnis suchen, oder für Neulinge, die sich stärker auf die Geschichte konzentrieren möchten und „an die Hand genommen werden wollen“.
Die optionale Möglichkeit, Hinweise zu Rätsellösungen zu bekommen, erleichtert das Spielerlebnis an den richtigen Stellen, ohne den Anspruch des Spiels dabei komplett zu zerstören.
Was mir nicht gefallen hat: Der Director’s Cut blieb im Café
Leider fehlt in der Reforged Edition die spielbare Szene mit Nico Collard, die im ersten Kapitel des Spiels in Paris stattfindet und im Director’s Cut von 2009 hinzugefügt wurde. Dieser fehlende Inhalt aus dem Director’s Cut war beim Test besonders enttäuschend, da sie Nico als Charakter mehr Tiefe verliehen und das Spielerlebnis bereichert hätte.
Auch wenn die Neuauflage grafisch überzeugt, bleibt das Spieldesign in einigen Aspekten veraltet: Manche Rätsel wirken im heutigen Kontext etwas konstruiert und die Dialoge könnten flüssiger inszeniert sein. Auch das Benutzerinterface wirkt an einigen Stellen noch etwas sperrig, besonders wenn man den Vergleich zu modernen Adventures zieht.

Einige der Rätsel sind zwar charmant, wirken aber teilweise zu umständlich und basieren auf klassischem Rätseldesign, das nicht immer nachvollziehbar ist. Auch die Qualität der Zwischensequenzen hätte besser an die restliche Überarbeitung angepasst werden können, da sie in ihrer visuellen Qualität hinter den neu gestalteten Spielumgebungen zurückbleiben. Angesichts des großen Aufwands, der in die Überarbeitung der Hintergründe, Charaktere und butterweichen Animationen in 4K gesteckt wurde, hätte man meiner Meinung nach auch noch den letzten Schritt gehen können und die alten Zwischensequenzen komplett neu animieren sollen. Dies hätte das Gesamtbild der Überarbeitung noch stärker abgerundet.
Mein Fazit zu Baphomets Fluch Reforged
„Baphomets Fluch Reforged“ hat sich im Test als gelungener Fan-Service entpuppt, der den Charme des Originals mit einer stark überarbeiteten Präsentation kombiniert. Für Nostalgiker wie mich, die das Original lieben, ist die Neuauflage eine wunderbare Möglichkeit, die Abenteuer von George und Nico noch einmal in moderner Optik zu erleben. Trotzdem hoffe ich, dass es zukünftig nicht nur Remakes, sondern auch komplett neue Point-and-Click-Adventures gibt, die eigenständige Geschichten erzählen. Diese Neuauflage beweist, wie groß das Potenzial des Genres ist. Auch wenn die Entwicklung von Point & Click Adventures heutzutage leider finanziell wenig lukrativ ist, sollten Entwickler und Publisher den Mut haben, neue Ideen und Geschichten in dieser Form umzusetzen. Für Fans des Genres und alle, die das Original verpasst haben, kann ich Baphomets Fluch Reforged definitiv empfehlen.

Mein Wunsch für die Zukunft
Während es großartig ist, Klassiker wie Baphomets Fluch wiederaufleben zu lassen, darf dies allerdings nicht die einzige Richtung für das Genre bleiben. Ich wünsche mir, dass Entwickler und Publisher nicht nur auf den Nostalgiefaktor setzen, sondern auch bereit sind, ganz neue Abenteuer zu schaffen, die auf eigenen Beinen stehen können, ohne ständig Referenzen zu den großen Klassikern der Vergangenheit zu ziehen. Die Neuauflage zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn man liebevolle Arbeit in ein Remaster steckt, doch es muss auch möglich sein, neue, eigenständige Geschichten zu erzählen, die das Genre wieder frisch und aufregend machen.
Übrigens wurde bereits der mittlerweile sechste Teil der Baphomets Fluch-Spielereihe angekündigt und ich bin sehr gespannt, was sich Revolution Software dieses Mal hat einfallen lassen. Ich bin gespannt!
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