Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Story: Zwischen Märchen, Mystery und melancholischer Suche
- 2 Das Gameplay: Hübsch verpackt, aber spielerisch zu dünn
- 3 Bye Sweet Carole: Ein audiovisueller Hochgenuss
- 4 Was mir gefallen hat: Eine einzigartige Präsentation mit starken Momenten
- 5 Was mir nicht gefallen hat: Zu wenig spielerischer Tiefgang
- 6 Bye Sweet Carole Test: Mein Fazit
Bye Sweet Carole ist ein Adventure-Plattformer von Little Sewing Machine, das optisch stark an klassische Trickfilme erinnert. Das Spiel führt Euch durch eine Mischung aus realer Welt und dem fantastischen Reich Corolla, kombiniert mit einer Geschichte über Verlust, Freundschaft und gesellschaftliche Zwänge. Trotz seines einzigartigen Stils bleibt der Titel spielerisch zurückhaltend und setzt den Schwerpunkt klar auf Erzählung und Atmosphäre.

Die Story: Zwischen Märchen, Mystery und melancholischer Suche
Die Geschichte von Bye Sweet Carole führt in das frühe zwanzigste Jahrhundert, genauer gesagt nach Bunny Hall, einem strengen Waisenhaus, in dem Lana Benton aufwächst. Ihr Alltag ist geprägt von rigiden Regeln, konformer Erziehung und einem Umfeld, das keinerlei Raum für Individualität lässt. Die Situation verschärft sich, als ihre beste Freundin Carole plötzlich verschwindet. Ohne Erklärung, ohne Spur. Diese Suche nach Carole wird zum emotionalen Kern des Spiels.

Im Verlauf der Handlung reist Lana immer wieder zwischen der realen Welt des Internats und dem magischen Reich Corolla hin und her. Diese Parallelwelt wirkt wie ein Märchen, das schiefgelaufen ist: Wunderschön, aber voller unangenehmer Schatten. Genau diese Dualität ist ein zentraler Reiz des Spiels. Die nostalgische Optik erinnert an klassische Disney-Filme, während die Handlung Themen wie Mobbing, Verlust und gesellschaftliche Zwänge behandelt.

Erzählerisch möchte Bye Sweet Carole viel, aber nicht alles davon entfaltet sich gelungen. Einige Figuren bleiben erstaunlich blass, manche Botschaften werden so offensichtlich präsentiert, dass sie eher aus dem Erzählfluss herausreißen als subtil nachhallen. Die spannenden Ansätze (etwa feministische Untertöne oder der Umgang mit Traumata) wären stärker gewesen, wenn die Inszenierung etwas feiner ausbalanciert worden wäre. Trotzdem entsteht eine Grundstimmung, die mich immer wieder an frühe Disney-Märchen erinnert hat: Hell, hoffnungsvoll, aber immer auch ein wenig unheimlich.
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Das Gameplay: Hübsch verpackt, aber spielerisch zu dünn
Gameplayseitig orientiert sich Bye Sweet Carole an einer Mischung aus leichtem Platforming, einfachen Rätseln und Fluchtsequenzen, in denen Lana Gegnern ausweichen muss. Die ersten Spielstunden vermitteln jedoch schnell, dass das Spiel mechanisch eher zurückhaltend bleibt. Die Steuerung wirkt teilweise unpräzise, Sprünge fühlen sich kantig an und die Rätsel laufen häufig auf das wiederholte „Hin und her“-Laufen zwischen Levelabschnitten hinaus.

Besonders auffällig ist der Fokus auf Backtracking: Viele Aufgaben bestehen darin, Gegenstand X zu finden und zu einem entfernten Ort Y zu bringen. Das Halten der Balance auf Vorhangstangen oder das Luftanhalten beim Verstecken vor Gegnern verliert durch zahlreiche Wiederholungen schnell an Spannung. Auch der Wandsprung, der später hinzukommt, funktioniert nicht zuverlässig, hier wäre deutlich mehr Feinschliff nötig gewesen.
Dennoch gibt es Momente, die spielerisch spannend sind. Die Möglichkeit, sich in ein Kaninchen zu verwandeln, bringt Tempo und kleine Plattform-Rätsel ins Spiel. Auch Abschnitte mit wechselnden Charakteren und unterschiedlichen Fähigkeiten lockern das Erlebnis auf. Leider bleiben diese Passagen Einzelfälle. Für ein Spiel, das rund fünf Stunden dauert, wirkt vieles mechanisch zu flach, um langfristig zu motivieren, selbst wenn einzelne Ideen durchaus Spaß machen.
Bye Sweet Carole: Ein audiovisueller Hochgenuss
Hier liegt die große Stärke von Bye Sweet Carole und vermutlich der Hauptgrund, weshalb ich bis zum Ende drangeblieben bin. Der Stil erinnert sofort an goldene Disney-Ära-Filme: Detailreiche Hintergründe, butterweiche Animationen und eine Atmosphäre, die gleichzeitig nostalgisch und unheimlich wirkt. Ich mag diesen gezeichneten Look sehr, weil er nicht nur einzigartig im heutigen Spielemarkt steht, sondern die gesamte Stimmung trägt.

Auch auf akustischer Ebene überzeugt das Spiel: Der Soundtrack variiert zwischen sanften Melodien und dramatischen Einsätzen, ohne jemals aufdringlich zu werden. Besonders beeindruckend ist die Sprachausgabe, gerade Bösewicht Mr. Kyn sticht stimmlich deutlich hervor. Durch die Kombination aus Zeichentrickstil, Musik und Voice Acting entsteht ein märchenhaft-düsterer Tonfall, der Bye Sweet Carole zu einem audiovisuellen Erlebnis macht, das ich atmosphärisch sehr gelungen finde.
Was mir gefallen hat: Eine einzigartige Präsentation mit starken Momenten
Am stärksten bleibt Bye Sweet Carole durch seine Präsentation in Erinnerung. Ich finde den handgezeichneten Stil beeindruckend und liebe die Art, wie Musik und Sounddesign den märchenhaften Horror unterstützen. Auch wenn das Gameplay nicht konstant überzeugt, gibt es Augenblicke, in denen Mechaniken wie der Charakterwechsel oder die Kaninchenform kurzzeitig echte Freude auslösen. Dazu kommt der schöne erzählerische Grundton, der klassische Märchen und moderne Themen miteinander verwebt und an mehreren Stellen atmosphärisch zu berühren weiß.

Was mir nicht gefallen hat: Zu wenig spielerischer Tiefgang
Die größte Schwäche liegt für mich klar im Gameplay: Die Mechaniken wirken zu oberflächlich, die Steuerung zu unpräzise und das ständige Backtracking bremst den Spielfluss unnötig aus. Ich hätte mir mehr Abwechslung, mehr Feinschliff und vor allem mehr Momente gewünscht, in denen spielerische Ideen so konsequent genutzt werden wie in den wenigen gelungenen Abschnitten. Auch erzählerisch verschenkt das Spiel Potenzial, weil manche Themen zu plump vermittelt werden und Nebenfiguren kaum Tiefe erhalten. Insgesamt hätte das Erlebnis stärker sein können, wenn Geschichte und Gameplay konsequenter miteinander verzahnt worden wären.
Bye Sweet Carole Test: Mein Fazit
Bye Sweet Carole ist ein Spiel, das optisch begeistert, musikalisch überzeugt und erzählerisch eine schöne Grundidee mitbringt, aber spielerisch nicht mithalten kann. Die dünnen Mechaniken, unpräzisen Controls und vielen Wiederholungen verhindern, dass die Atmosphäre ihre volle Wirkung entfaltet. Für Fans von märchenhaften Zeichentrickwelten lohnt sich ein Blick dennoch. Wer hingegen auf abwechslungsreiches Gameplay hofft, wird eher enttäuscht.



















