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Painter war für mich seit seiner vierten Version, welche damals noch von der Firma Fractal Design vertrieben wurde, für viele Jahre das Grafikprogramm schlechthin: Mithilfe des damals ersten Wacom Intuos Grafiktabletts habe ich viel Zeit damit verbracht, eigene Comicfiguren zu zeichnen oder abstrakte kleine Kunstwerke zu erschaffen.
Es war für mich eine Zeit des Ausprobierens und Entdeckens der digitalen Malkunst. Mit der Zeit erstellte ich sogar meine ersten Grafiken mit Painter, die ich daraufhin auf meiner eigenen privaten Webseite einsetzte.
Von Version zu Version wurden erwartungsgemäß sowohl die Programmoberfläche als auch die realistisch wirkenden Malwerkzeuge von Painter verbessert und luden zu immer realistischeren Malereien ein.
Painter 6 wurde nicht länger durch Fractal Design, sondern durch die Firma Meta Creations vertrieben, Version 7 fand daraufhin mit procreate abermals einen neuen Vertrieb und seit Version 8 fühlt sich Painter bei Corel zuhause.
Ein Wiedersehen nach vielen Jahren
Erst im Jahr 2006 entschied ich mich dafür, zur beliebten Bildbearbeitungssoftware Adobe Photoshop zu wechseln und kehrte damit Corel Painter den Rücken zu. Vor allem die weitaus stärkere Verbreitung der Software unter professionellen Anwendern und der damit verbundenen besseren Austauschmöglichkeit von Dateien trieb mich zu dieser Entscheidung. Außerdem war es auch in Photoshop bereits möglich, mithilfe verschiedener Pinselspitzen überzeugende Illustrationen anzufertigen, wenngleich auch zum damaligen Zeitpunkt längst nicht so realistisch und überzeugend wie mit der spezialisierten Malsoftware Corel Painter.

Nun habe ich mir nach vielen Jahren Abstand die aktuelle und bereits 13. Ausgabe von Corel Painter näher angeschaut. Ich war sehr neugierig, in wie weit sich Corel Painter bei der Programmoberfläche, der Qualität der Malwerkzeuge und der generellen Performance weiterentwickelt hat. Dabei gehe ich in diesem Kurztest bewusst nicht auf alle Funktionen ein, sondern konzentriere mich auf die Kernfunktion von Painter: Dem Malen mit realistischen Werkzeugen. Alle hier gezeigten Screenshots der englischen Version von Painter X3 stammen direkt von Corel und zeigen keine meiner Arbeiten.
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Keine Weiterentwicklung der Oberfläche
Mein erster Eindruck nach der Installation von Corel Painter X3 war erst einmal eine gewisse Enttäuschung: Die Programmoberfläche wirkt nach wie vor so altbacken, unansehnlich und unaufgeräumt wie bereits bei früheren Versionen – modern geht anders. Ich hätte nach so vielen vergangenen Jahren gerne eine vollständige Neugestaltung der Programmoberfläche mit aufgeräumten Paletten, professionell gestalteten Icons und generellen Verbesserungen bei der Bedienung gesehen. Möglicherweise bin ich mittlerweile aber auch die für meinen Geschmack aufgeräumtere und zeitgemäßere Benutzeroberfläche von Photoshop gewöhnt.

Großartige Malwerkzeuge für jeden Zweck
Natürlich probierte ich sogleich die große Auswahl an Malwerkzeuge aus, um herauszufinden, in wie weit sich die Qualität der verschiedenen Pinsel im Vergleich zu früheren Versionen verbessert hat. So malte ich mit verschiedenen Arten von Kreide, Tinte, Kohle, Acryl, mit Bleistiften, Buntstiften, Öl und Aquarell. Alle Werkzeuge in Painter bieten zahlreiche Unterkategorien, die sich in ihren Maleigenschaften weiter voneinander unterscheiden und Neueinsteiger sicherlich schnell überfordern. Glücklicherweise erlaubt es Painter den Benutzern, seine ganz eigene kleine Palette mit persönlich bevorzugten Malwerkzeugen zu erstellen, so dass man auf diese jederzeit schnellen Zugriff hat. Außerdem bietet Painter seit dieser Version eine eigene Malwerkzeug-Suchmaschine, mit der das Auffinden von Pinseln anhand von Stichworten vereinfacht wird.
Große Performance-Probleme bei nasser Farbe
Je nachdem, welches Malwerkzeug und welches digitale Papier man für seine Arbeit verwendet, wird die aufgetragene Farbe von der digitalen Leinwand teilweise aufgesaugt oder nicht. Painter simuliert auf gekonnte Weise nasse Pinselstriche, bei denen die jeweilige Farbe überzeugend auf dem digitalen Papier verläuft. Allerdings leidet auch Corel Painter X3 wie bereits bei früheren Versionen unter erheblichen Performance-Problemen. Trotz vieler vergangener Programmversionen und inzwischen weitaus stärkerer Computerhardware ruckelt das Verlaufen von nasser Aquarellfarbe nur ziemlich enttäuschend im Sekundentakt vor sich hin. Das ist weder realistisch noch fördert es den flüssigen und kreativen Umgang mit nassen Malwerkzeugen.

Aus einem Foto wird ein Gemälde
Mithilfe automatisierter Malwerkzeuge bietet Corel Painter X3 zusätzlich die interessante Möglichkeit, eigene Fotografien in ansprechende Gemälde zu verwandeln. Hierbei steht dem Benutzer die Auswahl frei, welches Malwerkzeug für den Gemäldelook verwendet werden soll. Mithilfe einer weiteren Klon-Funktion ist es zudem möglich, eine solche Gemäldeumwandlung auch auf manuelle Weise durchzuführen. Dies macht in meinen Augen auch viel mehr Spaß und führt zu individuelleren und überzeugenderen Ergebnissen.

Mein Fazit
Ich muss zugeben, dass ich mich beim Testen von Corel Painter X3 ein wenig in meine Vergangenheit zurückgesetzt fühlte. An viele der ausprobierten realistischen Malwerkzeuge erinnerte ich mich sofort zurück und auch das Malgefühl war auf gewohnte Weise ausgezeichnet – außer bei der Simulation von nasser Farbe, denn hier ruckelt Corel Painter X3 nach wie vor im Sekundentakt enttäuschend vor sich hin.
Besonders für Anfänger dürfte die umfangreiche Auswahl an verschiedenen Malwerkzeugen und ihre individuellen Einstellmöglichkeiten etwas überfordernd sein. Wahre Künstler dürfte dies allerdings nicht abschrecken und daher kann ich Corel Painter X3 vor allem den Malern unter Euch wärmstens empfehlen, die normalerweise mit echten Leinwänden und Werkzeugen arbeiten und einmal einen Schritt in die digitale Welt wagen möchten. Allerdings empfehle ich dazu dringend die Nutzung eines entsprechenden Grafiktabletts, denn bei der Benutzung einer Maus wird man sicherlich keine Freude mit Corel Painter X3 haben.
Die Konkurrenz schläft nicht
Insgesamt bleibt für mich persönlich der Eindruck, dass Corel die eigene Painter-Produktreihe noch immer ziemlich stiefmütterlich behandelt anstatt diese durch eine komplett überarbeitete Programmoberfläche, bessere Bedienbarkeit und optimierte Performance bei nassen Farben und Effekten zu neuem Glanz zu verhelfen. Nötig wäre es, denn die Konkurrenz schläft nicht und Photoshop hat mit seinen bei vielen Künstlern inzwischen sehr beliebten Pinselwerkzeugen bereits deutlich aufgeholt.
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