Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Story: Ein Apartment zwischen Realität und Abgrund
- 2 Das Gameplay: Klassisches Point & Click mit ungewöhnlichen Akzenten
- 3 Grafik und Sound von Mindlock: Stilvolle Zeichnungen und beeindruckende Sprecher
- 4 Was mir gefallen hat: Die Atmosphäre und die Gestaltung
- 5 Was mir nicht gefallen hat: Bedienung und kleinteilige Rätsel
- 6 Mindlock im Test: Mein Fazit
Das Indie-Spiel „Mindlock – The Apartment“ im Test stammt von Entwickler Roof Cut Media, gegründet von Rouven Schumacher, der das Projekt über zwei Jahre hinweg nahezu allein realisiert hat. Das Abenteuer versteht sich als klassisches Point & Click Adventure mit handgezeichneten Hintergründen, liebevollen Animationen, vollständiger Vertonung und genre-typischer rätselorientierter Erkundung. Im Zentrum steht eine erfrischende Erzählweise, die klassische Adventure-Mechaniken mit kleinen modernen und witzigen Ideen verknüpft. Der begrenzte Schauplatz, die vielen interaktiven Elemente und die betont atmosphärische Präsentation gehören zu den zentralen Gestaltungsideen. Auch technisch orientiert sich das Spiel klar am Genre, setzt jedoch eigene Akzente durch stilistische Wechsel und kleine spielmechanische Besonderheiten.

Die Story: Ein Apartment zwischen Realität und Abgrund
Mindlock wirft Euch in einen Tag, der für Colin wie jeder andere beginnt und doch alles verändert: Sein Leben wirkt farblos, eng und zermürbt und die eröffnenden Szenen zeigen einen Menschen, der kaum noch Energie hat, seinen Alltag zu bewältigen (was durch die hervorragende deutsche Sprachausgabe wunderbar unterstrichen wird). Die Wohnungstür, die plötzlich verschwindet, dient als Auslöser für einen psychologischen Strudel aus Ängsten, Erinnerungen und inneren Konflikten. Die Handlung bewegt sich zwischen dem realistisch inszenierten Apartment und surrealen Sequenzen, die Colins Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunft miteinander verweben. Immer wieder wechselt das Spiel die Tonalität zwischen bedrückender Stimmung, existenziellen Fragen und schwarzem Humor, sodass Ihr nie völlig wisst, wohin der nächste Schritt führt.

Im Verlauf der Geschichte verändern sich nicht nur Räume, sondern auch die Bedeutung der Gegenstände darin. Besucher tauchen auf und verschwinden wieder, hinterlassen Botschaften oder verstören bewusst die fragile Ordnung des Apartments. Die Gespräche und Beobachtungen, die Colin kommentiert, bauen stetig ein Bild seiner inneren Konflikte auf: Der Druck durch seinen Vater, der monotone Job, der fehlende Mut zur Veränderung. Gleichzeitig bleibt die Geschichte trotz ihrer Schwere zugänglich, weil sie bewusst alltäglich beginnt und dann Stück für Stück ins Unwirkliche abgleitet. Die Art der Erzählung bleibt linear, ohne alternative Enden oder verzweigte Entscheidungen. Der Fokus liegt klar darauf, eine durchgehende Perspektive auf Colins Innenleben zu geben, ohne den Erzählfluss durch unnötige Abzweigungen zu unterbrechen
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Das Gameplay: Klassisches Point & Click mit ungewöhnlichen Akzenten
Spielerisch orientiert sich Mindlock im Test stark am klassischen Genrekanon. Ihr untersucht Räume, klickt Objekte an, kombiniert Gegenstände und löst Rätsel. Die Zweiklick-Steuerung ist vertraut und leicht zugänglich, und die Hotspot-Anzeige erleichtert die Orientierung. Das Inventar lässt sich jederzeit öffnen, wirkt aber etwas träge, was die Bedienung gelegentlich ausbremst. Manche Aktionen erfordern eine schnelle Abfolge von Handlungen, bei denen die Steuerung nicht immer zuverlässig reagiert. Besonders wenn Ihr Gegenstände über Drag & Drop auf Objekte ziehen müsst, entsteht ein leicht hakeliges Gefühl, das an einigen Stellen den Spielfluss stört.

Neben klassischen Rätseln streut das Spiel Minispiele ein, die thematisch gut eingebunden sind. Ein Beispiel dafür ist das Reparieren eines Uhrwerks, das allerdings deutlich zu kleinteilig geraten ist und die Geschichte eher ausbremst. Solche Momente stehen im deutlichen Gegensatz zu den gut strukturierten Rätselketten, die teils sogar in einer skizzenhaften Planungsansicht vorbereitet werden. Dadurch entsteht ein abwechslungsreicher Mix aus normaler Erkundung und abstrakten Sequenzen, die visuell und spielerisch sehr gelungen aus dem Rahmen fallen. Auch wenn der Schwierigkeitsgrad nie unfair wird, fehlen Hilfefunktionen oder die Möglichkeit, besonders langwierige Abschnitte zu überspringen. Die lineare Struktur macht Backtracking selten notwendig, dennoch fällt die langsame Gehgeschwindigkeit von Colin auf, die vermutlich ein bewusst eingesetztes stilistisches Mittel sein soll. Insgesamt ergibt sich eine Mischung aus Vertrautem und Neuem, die trotz kleiner Reibungspunkte für eine solide Adventure-Erfahrung sorgt.

Grafik und Sound von Mindlock: Stilvolle Zeichnungen und beeindruckende Sprecher
Mindlock lebt stark von seiner Präsentation. Der handgezeichnete Look vermittelt sofort eine bedrückende Atmosphäre, ohne sich in reiner Tristesse zu verlieren. Viele Hintergründe sind detailreich gestaltet, Figuren und Objekte wirken bewusst kantig und überzeichnet. Die Animationen fallen ausgesprochen vielseitig aus, was besonders bei kleinen Gesten und alltäglichen Bewegungen auffällt. Im Kontrast dazu stehen die skizzenhaften Sequenzen im Planungsmodus, die bewusst kindlich wirken und das emotionale Ungleichgewicht der Geschichte visualisieren.

Die Soundkulisse verstärkt diesen Eindruck deutlich: Die Musik wechselt zwischen düsteren Basslinien, melancholischen Stimmungen und gelegentlich rockigen Einschüben. Die deutsche Sprachausgabe ist ein echtes Highlight. Insbesondere Colin bleibt durch seine trockenen Kommentare und feinen Zwischentöne im Gedächtnis. Die Sprecher sind durchweg professionell gewählt und tragen wesentlich zur Wirkung der Geschichte bei. Auch die Nebenrollen fügen sich gut ein und lassen Dialoge lebendiger wirken. In Verbindung mit der grafischen Präsentation entsteht ein audiovisueller Stil, der nicht nur in Erinnerung bleibt, sondern das Thema des Spiels wirksam unterstützt.
Was mir gefallen hat: Die Atmosphäre und die Gestaltung
Mindlock hat mich im Test vor allem durch seine Atmosphäre eingefangen. Die gelungene deutsche Sprachausgabe verstärkt die Wirkung der Geschichte enorm, weil sie Colins innere Konflikte glaubhaft vermittelt. Der gezeichnete Grafikstil funktioniert hervorragend, um die Stimmung der Handlung einzurahmen und ich habe es sehr genossen, die vielen Details in den einzelnen Räumen zu entdecken. Die Mischung aus düsterem Tonfall und trockenem Humor lässt das Spiel nie zu schwer werden, sondern schafft eine Balance, die mich über die gesamte Spielzeit getragen hat. Besonders stark ist die enge Verzahnung von Story und Präsentation, weil beide sich gegenseitig stützen und gemeinsam den Kern des Spiels formen. Auch der Mut, bestimmte Themen offen anzusprechen, macht „Mindlock – The Apartment“ zu einem Erlebnis, das trotz seiner Schwere emotional zugänglich bleibt.

Was mir nicht gefallen hat: Bedienung und kleinteilige Rätsel
Auch wenn die Rätsel oft gut eingebunden sind, hatte ich an einigen Stellen Schwierigkeiten mit der hakeligen Bedienung. Das träge Inventar und das Drag & Drop-System fühlen sich manchmal unnötig sperrig an, besonders bei zeitkritischen Aufgaben. Die Minispiele sind thematisch sinnvoll, aber das Reparieren der Uhr hat den Spielfluss für mich eher ausgebremst. Eine Hilfefunktion oder die Option, besonders langwierige Passagen zu überspringen, hätte hier viel Druck aus dem Erlebnis genommen. Insgesamt beeinträchtigen diese Punkte das Gesamtbild nicht massiv, hinterlassen aber den Eindruck, dass die Bedienung an einigen Stellen glatter hätte ausfallen können.
Mindlock im Test: Mein Fazit
Mindlock – The Apartment ist ein atmosphärisch dichtes und erzählerisch starkes Point & Click-Adventure, das seine düstere Thematik mit einem markanten Grafikstil und einer beeindruckenden deutschen Sprachausgabe verbindet. Trotz kleiner Schwächen in Steuerung und Rätseldesign gelingt es dem Spiel, eine emotionale Geschichte glaubhaft zu transportieren und Euch in Colins Psyche eintauchen zu lassen. Die Mischung aus Mystery, introspektiven Momenten und unterschwelligem Humor macht Mindlock zu einem ungewöhnlichen, aber sehr ansprechenden Adventure-Erlebnis. Meine Empfehlung!
















