28. April 20219. Oktober 2024REVIEWSpiele & SoftwareParadise Lost im Test: Die Welt liegt in TrümmernVon Marco Kolditz am 28. April 2021Wertung: Paradise Lost3 von 5 Sternen"Wer Walking Simulatoren mag und auf der Suche nach einem audiovisuell begehbaren Roman ist, dem kann ich die postapokalyptische Reise durch den retro-futuristischen Nazi-Bunker empfehlen. Wer jedoch auf großartiges Gameplay steht, ungerne lange Texte liest und eine starke Verbindung zu Charakteren und deren Entwicklung aufbauen möchte, dem rate ich vom Kauf ab."Review von Marco KolditzInhaltsverzeichnis1 Paradise Lost: Ein begehbarer Roman2 Der Bunker als stiller Hauptcharakter3 Blasse Charaktere im Schneckentempo4 Paradise Lost: Mein Fazit Mit Paradise Lost hat Indie-Entwickler PolyAmorous ein düsteres Adventure erschaffen, welches uns ein postapokalyptisches Polen nach dem zweitem Weltkrieg präsentiert, in welchem die Erde in nuklearen Trümmern liegt und die wenigen Überlebenden tief unter der Erde liegende Bunker bewohnen. Mein Test zum Walking Simulator. Der Zweite Weltkrieg hat in der kalten Welt von Paradise Lost 20 Jahre länger angedauert und Europa und einige weitere Teile der Welt wurden durch nukleare Angriffe der Deutschen erbarmungslos in Schutt und Asche gelegt. Wir erleben das Spiel aus der Sicht des 12-jährigen Szymon, welcher sich nach dem Tod seiner Mutter lediglich mit einem Feuerzeug und einem Foto in der Tasche ausgerüstet auf die Suche nach seinem mutmaßlichem Vater macht. Dabei begeben wir uns zu einem alten und technisch sehr fortschrittlichem Nazi-Bunker, in welchem wir Antworten auf unsere Fragen zu finden hoffen. Paradise Lost: Ein begehbarer RomanWer bei Paradise Lost auf ein actiongeladenes und mit zahlreichen Rätseln und ausgefeiltem Gameplay ausgestattetes Adventure hofft, den muss ich leider enttäuschen. Viel mehr handelt es sich bei diesem Spiel um einen waschechten Walking-Simulator, welcher uns auf linearen Pfaden durch eine grafisch schön inszenierte Geschichte führt. Auf anspruchsvolle Spielmechaniken oder fordernde Rätsel wurde weitestgehend verzichtet. Stattdessen halten wir Ausschau nach wenigen Objekten, mit welchen wir im Spiel interagieren dürfen, lesen aufschlussreiche Forschungsdokumente, lüften Geheimnisse durch das Lesen von Briefen oder lauschen der Hintergrundgeschichte durch zahlreiche Tonaufnahmen. Außerdem treffen wir recht früh durch ein Kommunikationsgerät auf ein mysteriöses Mädchen namens Ewa, welches fortan mit uns in Verbindung steht. Jetzt auch live bei Twitch!Live-Streams mit Games, Tutorials, Talks und MEER! »Der Bunker als stiller HauptcharakterDer Bunker von Paradise Lost ist kein gewöhnlicher Bunker und eigentlich der stille Hauptcharakter des Spiels: Er verändert sich im Laufe der Geschichte – so beginnen wir unsere Reise in einem riesengroßem Industrie-Bahnhof, entdecken später jedoch ein Einkaufszentrum und sogar einen Strand. Grundsätzlich erfahren wir vor allem durch lange Briefe von der interessanten Hintergrundgeschichte des Spiels. Hier sehe ich die Gefahr, dass Paradise Lost sehr viel von seiner Tiefe verliert, wenn Spieler diese Dokumente schlichtweg überspringen oder nur überfliegen. Paradise Lost spielt sich eher wie ein audiovisuell schön inszenierter Roman, für welchen Ihr Euch auch die entsprechende Zeit und Muße nehmen solltet, denn ansonsten wird Euch die Geschichte möglicherweise verwirrend oder recht „dünn“ vorkommen. Blasse Charaktere im SchneckentempoEiner meiner Kritikpunkte neben der unfassbar langsamen Laufgeschwindigkeit, mit welcher wir durch die Szenerien schleichen, betrifft die Charaktere Szymon und Ewa: Diese erscheinen auf mich recht austauschbar, grau, blass und ohne interessanten Charakter, so wie eine Scheibe Brot ohne Butter und Belag, ganz trocken. Im Vergleich zur erzählten Hintergrundgeschichte wirkt ihre Darstellung wie ein Stein im Schuh während eines langen Spaziergangs – jedoch ohne der Möglichkeit, den Stein kurz einmal aus dem Schuh zu schütteln und entspannt weiterzugehen. So konnte ich während des Spiels keinerlei Empathie oder Bezug zu den Charakteren aufbauen und daher ließen mich auch manche wichtige Momente ziemlich kalt. Paradise Lost: Mein FazitTeilweise hat mich die optische Inszenierung von Paradise Lost an die Bioshock-Spielereihe erinnert. Optisch ist das Spiel eine willkommene Augenweide unter den Indie-Spielen, vor allem in Anbetracht des geringen Kaufpreises. Die Geschichte ist spannend, wird aber vor allem durch zu findende Dokumente und Tonaufnahmen erzählt. Wer Walking Simulatoren mag und auf der Suche nach einem audiovisuell begehbaren Roman ist, dem kann ich die postapokalyptische Reise durch den retro-futuristischen Nazi-Bunker empfehlen. Wer jedoch auf großartiges Gameplay steht, ungerne lange Texte liest und eine starke Verbindung zu Charakteren und deren Entwicklung aufbauen möchte, dem rate ich vom Kauf ab.Produktseite bei Steam »Videos zum Artikel »Bilder zum Artikel »Videogalerie:TrailerBildergalerie:ScreenshotsThemen zum ArtikelAdventures Galerien PC Reviews Spiele Trailer VideosArtikel von Marco KolditzMarco Kolditz ist unter dem Namen "MEER DER IDEEN" seit 2009 als Content Creator in München selbstständig und pflegt nebenher dieses Blogmagazin.Marco Kolditz hat bislang 407 Artikel geschrieben.