Bildquelle: Tito Valeriana Osuna7. Mai 201425. September 2024INTERVIEWMEERblickFran Ray: Die Schriftstellerin und Thriller-Autorin im InterviewVon Marco Kolditz am 7. Mai 2014Ich möchte Euch in diesem Interview die sympathische Schriftstellerin Fran Ray vorstellen, welche bereits mit den Thrillern „Die Saat„, „Das Syndikat“ und „Der Skandal“ auf dem Buchmarkt auf sich aufmerksam gemacht hat. Ihre Romane handeln von brisanten Themen rund um die Umwelt, Vertuschungen und den Missbrauch von Macht. Hinter dem Künstlernamen Fran Ray verbirgt sich die hauptberufliche Schriftstellerin Manuela Martini, welche heute in Südspanien lebt und unter ihrem realen Namen Thriller für Jugendliche und Romane für Erwachsene schreibt. Der unter ihrem Künstlernamen Fran Ray veröffentlichte Roman „Die Saat“ erschien 2010 und wurde bereits in sieben Sprachen übersetzt und ist in zahlreichen europäischen Ländern erschienen.Interview mit Fran RayMEER DER IDEEN: „Hallo Fran, Du hast Deinen Traum zum Beruf gemacht und übst Deine Leidenschaft fürs Schreiben nun hauptberuflich aus. Wie hast Du es geschafft, mit Deinem Erstlingswerk bei der enormen Anzahl an Verlagen Gehör zu finden? Hast Du Tipps für angehende Autoren?“Fran Ray: „Nachdem ich erst mal blauäugig mit meinem Manuskript auf der Frankfurter Buchmesse von Verlag zu Verlag gegangen bin und einsehen musste, dass sich keiner dafür interessiert, habe ich ein Exposé mit Textprobe an verschiedene Agenturen geschickt. Fast alle haben innerhalb weniger Tage geantwortet.In den meisten Verlagen sind die Lektoren überlastet. Ein unverlangt eingesendetes Manuskript landet dadurch meist in einem turmhohen Stapel und wird-wer-weiß-wann und wer-weiß-ob jemals gelesen.Mein Tipp: Agent suchen oder einen freiberuflichen Lektor, der das Werk mit Dir überarbeitet – wenn nötig – und korrigiert. Der Agent bekommt 15% von Deinen Einnahmen, der Lektor stellt eine Rechnung nur über die geleistete Arbeit. Im Falle Lektor kann man das Werk auch erst mal als eBook herausbringen – am besten ohne Verwertungsrechte abzutreten – und abwarten, ob sich ein Verlag dafür interessiert.“ MEER DER IDEEN: „Kann man vom Schreiben gut leben?“Fran Ray: „Wenn es darum geht, sollte man einen anderen Beruf wählen. Selbst wenn man gern spielt – jedes Buch könnte ja ein Bestseller werden – gibt es attraktivere Jobs mit sichereren Einnahmen.“MEER DER IDEEN: „Du hast früher in München gelebt und wohnst nun im sonnigen Süden Spaniens. In wie weit hat sich dieser Umzug auf Deine Tätigkeit als Autorin ausgewirkt?“Fran Ray: „In einer Stadt habe ich ja dauernd Reize von außen. Einerseits bringt es mich auf neue Ideen, andererseits aber fühlte ich mich öfter auch gehetzt, immer auf der Suche. Inzwischen lebe ich auf einer Finca, abseits von einer Stadt, in der Natur – mit großartigem Sternenhimmel. Dort kann ich anders an Ideen arbeiten, fokussierter und tiefergehender. Ausflüge nach Berlin, München oder auch London und demnächst New York sind dann ein inspirierendes Kontrastprogramm.“MEER DER IDEEN: „In Deinem Buch „Der Skandal“ schreibst Du über eine Frau, welche durch den Tod ihres Bruders und die Verletzung ihres Sohnes auf einen großen Umweltskandal aufmerksam wird und sich fortan gegen die Vertuschungsversuche durch Politik und Wirtschaft wehrt. Was gab Dir die nötige Inspiration zu dieser Geschichte?“Fran Ray: „Christina Andersson ist Detective im Morddezernat in Milwaukee und gerät ungewollt – und auch ein bisschen blauäugig – zwischen die Fronten.Inspiriert hat mich David Simons Buch „Homicide“ und die TV-Serie „The Wire“ und die Anwaltsserie „Damages„. Ich mag dieses Ungeschminkte, Alltägliche, die flotten Dialoge, Menschen, die in Abhängigkeiten verstrickt sind und sich entscheiden und handeln müssen. Daher habe ich auch relativ „unattraktive“ Orte in den USA als Schauplätze gewählt, Milwaukee – und den Norden von Wisconsin. Die Leser sollten nicht gleich hundert Filme und Fotos im Kopf haben sondern sich die Umgebung durchs Lesen vorstellen können.Ich wollte außerdem – nachdem ich ja als Polizeiromanautorin begonnen habe – endlich mal wieder einen solchen schreiben, ohne dass die Polizeiarbeit zu präsent ist. Ich liebe Geschichten, die klein und mit einem persönlichen Schicksal anfangen – wie auch schon „Die Saat“ oder „Das Syndikat“ – und dann immer größer werden und ein ganz besonderes Ende haben.“MEER DER IDEEN: „Bereits in Deinen vorangegangenen Thrillern „Die Saat“ und „Das Syndikat“ ging es stets um das Thema Umwelt, Manipulation und den Missbrauch von Macht. Während im Roman „Die Saat“ das Thema der Genmanipulation im Mittelpunkt steht, beschäftigt sich „Das Syndikat“ mit RFID-Chips und ihren vielseitigen Einsatzzwecken. „Der Skandal“ widmet sich nun den „Seltene-Erden-Metallen“ und ihren Risiken. Woher stammt Deine klar erkennbare Faszination zu derart brisanten Themen?“Fran Ray: „So genau weiß ich das auch nicht. Als Kind haben mich Sachbücher über Expeditionen fasziniert. Damals war es wohl vor allem die Neugierde auf die Welt und die Abenteuerlust. Später kam dann auch die Faszination für die Technik hinzu, die unsere Welt und damit auch unsere Gesellschaft und die Machtverhältnisse verändert. Ich bin ein politischer Mensch.“ MEER DER IDEEN: „Während es für manche Journalisten die Aufgabe ist, intensiv zu recherchieren und möglichst wahrheitsgetreue Reportagen zu verschiedensten Themen zu verfassen, haben Roman-Autoren die angenehme Freiheit, ihre Geschichten mit sehr viel Fantasie auszuschmücken und Ungereimtheiten durch schriftstellerisches Talent geschickt zu verschleiern. Deine Romane lesen sich stellenweise wie gelungene Reportagen. Doch wie viel Recherche steckt wirklich in Deinen Büchern und wie viel ist pure Fantasie?“Fran Ray: „Mein Vater riet mir früher immer, Journalistin zu werden, das war immerhin ein anerkannter Beruf. Aber mir geht es ja nicht darum, eine Wahrheit aufzudecken und klare Positionen zu beziehen. Mir geht es ja darum, Wahrheit aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Jede Figur im Roman – auch der „Böse“ – hat seine Gründe, warum er so handelt. Auch der „Gute“ ist nicht nur gut. Gerade in „Die Saat“ wird das sehr deutlich. Die Welt in der wir leben ist viel zu komplex für richtig oder falsch.“MEER DER IDEEN: „Wo findest Du Deinen Ausgleich zur Arbeit?“Fran Ray: „Oft schwirren mir so viele Themen und Ideen im Kopf herum, dass ich kaum dazukomme, „freiwillig“ etwas Anderes zu tun. Zum Glück lebe ich ja nicht allein – und meine Partnerin und auch unsere Hunde und Katzen bringen mich nicht nur auf andere Ideen, sondern erinnern mich auch daran, dass ich auch ein Leben jenseits vom Schreibtisch habe. Ich koche gern, liebe Spaziergänge, ein bisschen im Garten werkeln, malen, mich mit Freunden treffen.“MEER DER IDEEN: „Viele Autoren kennen das unangenehme Problem einer Schreibblockade – plötzlich fließen die Worte nicht mehr wie gewohnt aus dem kreativen Köpfchen. Stattdessen fällt jeder einzelne Satz schwer wie Blei, das Schreiben wird mühselig und die Arbeit geht kaum noch voran. Wie gehst Du mit solchen Situationen um und wie löst Du eine solche Blockade auf?“Fran Ray: „Das kenne ich gut. Es liegt meist daran, dass man einfach keine Lust hat oder zu faul ist, sich wieder an den Schreibtisch zu setzen oder sich in die Figuren oder die Story hineinzudenken. Das ist menschlich. Auch ein Autor ist ja keine Maschine. Bei Schreibblockaden bin ich äußerst schlecht gelaunt, richtig grummelig. Nachdem ich und meine Mitmenschen dann genug von meiner schlechten Laune haben, beschäftige ich mich mit etwas, das mir Spaß macht: Kochen, Gartenarbeit, Film ansehen – meistens kein Buch lesen – Malen, Essen oder Einkaufen gehen. Dann kommt auch wieder die Lust aufs Schreiben.“ MEER DER IDEEN: „Möchtest Du meinen neugierigen Lesern einige Details zu Deinem nächsten Buch verraten? Wovon wird dieses handeln?“Fran Ray: „Ich liebe Kurzgeschichten. Bisher habe ich einzelne in verschiedenen Anthologien veröffentlicht, aber bisher noch keine eigene Sammlung. Die Short Stories – im Fran Ray-Stil – wird es demnächst als E-Book-Serie geben.“MEER DER IDEEN: „Vielen Dank für dieses interessante Interview, Fran! Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und hoffe auf weitere spannende Thriller aus Deiner Feder!“Bildnachweis:Fotos: Tito Valeriana OsunaWeiterführende LinksWebseite von Fran Ray »Webseite von Manuela Martini »Themen zum ArtikelBücher Interviews Künstler SchreibenArtikel von Marco KolditzMarco Kolditz ist unter dem Namen "MEER DER IDEEN" seit 2009 als Content Creator in München selbstständig und pflegt nebenher dieses Blogmagazin.Marco Kolditz hat bislang 407 Artikel geschrieben.