Inhaltsverzeichnis
In der Einleitung zu „Silence“ erfahren der sechzehnjährige Noah und seine kleine Schwester Renie die Grausamkeit eines Krieges durch einen plötzlichen Fliegerangriff aus nächster Nähe und suchen Zuflucht in einem Bunker. Noch während Noah seine verängstigte Schwester mit einer Geschichte vom traurigen Clown Sadwick und seinem Abenteuern zu beruhigen versucht, fällt schon die nächste Fliegerbombe, reißt die beiden Geschwister auseinander und befördert beide in die märchenhafte Welt „Silence“, bekannt aus dem geistigen Vorgänger „The Whispered World“. Fortan begibt sich Noah auf die Suche nach seiner Schwester, um mit Ihr gemeinsam den Weg zurück in die reale Welt zu finden.
Traumhafte Inszenzierung
Über mehrere Jahre Entwicklungszeit hat Daedalic mit „Silence“ den lang erwarteten geistigen Nachfolger von „The Whispered World“ veröffentlicht. Hierbei geht Daedalic sowohl bei der grafischen Präsentation als auch bei der Bedienung im Vergleich zum Vorgänger völlig neue Wege: Während sich Spielfiguren und die gesamte Welt in „The Whispered World“ noch in schicker gezeichneter 2D-Grafik zeigte, wartet „Silence“ nun mit komplett in 3D gehaltenen Charakteren und Gegenständen auf.

Die wunderschön und aufwändig gezeichneten Hintergründe sind dabei wie auf einer großen Bühne in mehrere Ebenen aufgeteilt, welche auf Kameraschwenks reagieren und auf diese Weise einen einzigartigen Look erzeugen. Die gekonnte Mischung aus 3D-Objekten und beweglichen 2D-Hintergründen erzeugt dabei eine malerische und märchenhafte Atmosphäre, die ich auf diese Weise noch in keinem Adventure zuvor erleben durfte.
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Alte Bekannte und neue Gefahren
Wer „The Whispered World“ gespielt hat, der wird an vielen Stellen in „Silence“ Querverweise zum Vorgänger finden und auf einige alte Bekannte treffen, allen voran auf die knuddelige Super-Raupe „Spot“, die dem Spieler auch in diesem Abenteuer wieder mutig und sehr wandelbar zur Seite steht. Im Vergleich zum Vorgänger zeigt sich Spot dank neuem 3D-Look mit riesigen Kulleraugen noch knuddeliger und süßer als seine gezeichnete 2D-Version aus dem Vorgänger.

Im Vergleich zur friedlichen „geflüsterten Welt“ des Vorgängers wirkt „Silence“ nun weitaus düsterer, zerrissener und bedrohlicher. Eine so genannte „falsche Königin“ möchte mithilfe ihrer Armee aus bedrohlichen „Suchern“ alles Leben in der Welt zerstören, das nicht auf ihrer Seite steht. Im Laufe des Spiels stehen uns weitere Nebencharaktere einer Widerstandsbewegung tapfer zur Seite: Die Anführerin des Widerstands namens Kyra, der starke Samuel und der weise Janus. Im Bezug auf die Hintergrundgeschichten und die Beziehungen der einzelnen Figuren untereinander hat es mir bei „Silence“ allerdings deutlich an Tiefgang gefehlt – vor allem ab der zweiten Spielhälfte wirkten einzelne Passagen sehr gehetzt und oberflächlich. Hier wurde meiner Meinung nach Potential für ein noch intensiveres Spielerlebnis verschenkt.
Warum einfach nicht immer einfach ist
Die Bedienung von Silence wurde im Vergleich zum Vorgänger deutlich vereinfacht, das Inventar wurde praktisch gestrichen, die Dialoge weitaus übersichtlicher gehalten. Dies wirkt sich zwar auf der einen Seite oftmals positiv auf das Spielerlebnis aus, echten Fans von klassischen Point & Click Adventures dürfte diese Diät allerdings ein wenig zu drastisch erscheinen. So habe ich mir an manchen Stellen mehr Dialogoptionen in Gesprächen gewünscht, um noch mehr über die einzelnen Spielcharaktere und ihre Hintergründe zu erfahren.

Außerdem fehlten mir zeitweise für Point & Click Adventures typische Knobeleien und Rätsel – zwar bietet auch Silence eine Menge zu lösende Rätsel und Aufgaben, diese erfordern aber viel häufiger Geschick als Köpfchen. So muss man beispielsweise Noah mithilfe passender Maus-Bewegungen eine Zeit lang auf einem wackeligen Stein balancieren, bis sich eine eingeblendete Anzeige gefüllt hat. Damit auch Nutzer eines Gamepads ihre Freude an dem Spiel haben, wurde Silence auch für die Nutzung dieses Eingabegerätes optimiert. An manchen Stellen, wie beispielsweise der Einblendung von Hotspots, mit welchen unsere Spielfigur interagieren kann, funktioniert die Bedienung per Gamepad allerdings im direkten Vergleich zur Maus noch eher schlecht als recht.
Automatische Speicherfunktion
Ebenfalls reduziert wurde die Möglichkeit, eigene Spielstände zu jeder Zeit abzuspeichern. Es stehen lediglich drei Speicher-Slots zum Speichern zur Verfügung mit jeweils automatischer Speicherfunktion. Auf diese Weise ist es in „Silence“ schlichtweg unmöglich, vor wichtigen Spielabschnitten oder Entscheidungen das Spiel vorsichtshalber einmal abzuspeichern – nur für den Fall, dass man sich im Nachhinein doch einmal umentscheiden möchte. Möchte man als Spieler beispielsweise eine andere Endsequenz erleben, so ist man dazu gezwungen, das gesamte Spiel noch einmal von vorne zu beginnen.
Meiner Meinung nach hat die Vereinfachung der Bedienung von Silence und die Reduzierung der vom Vorgänger gewohnten zahlreichen Dialogoptionen dem Spiel zwar ganz gut getan, aber leider auch auf Kosten von Tiefgang, Speicher-Komfort und dem von klassischen Point & Click Adventures gewohnten Knobelspaß.

Mein Fazit
Mit „Silence“ ist Daedalic eine gelungene und sowohl optisch als auch musikalisch wunderschön inszenierte Fortsetzung zu „The Whispered World“ gelungen. Hierbei hat sich der Entwickler von manchen gewohnten Spielmechaniken klassischer Point & Click Adventures zu großen Teilen gelöst, was dem Spiel teilweise gut getan hat. Vor allem aber Liebhaber klassischer Adventures dürften umfangreichere Dialoge mit entsprechend tiefer gehenden Hintergrundgeschichten zu Charakteren ebenso vermissen wie den klassische Knobelspaß durch Einsammeln und Kombinieren diverser Gegenstände über das von Adventures ansonsten gewohnte Inventar. Ich respektiere und schätze allerdings den Mut von Daedalic Entertainment, selbstbewusst und mutig neue Wege im Adventure-Genre zu beschreiten und neue Lösungen auszuprobieren! Vielen Dank für diese neue Perle unter den Adventures!
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