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Wer schon einmal durch die Monitor-Abteilung eines Computer-Fachmarktes spaziert ist, kennt vielleicht das Phänomen: Ein und dasselbe Foto wird auf verschiedenen Displays farblich unterschiedlich dargestellt.
Auf einem Monitor erstrahlt das Foto in stark gesättigten und leuchtenden Farben, auf dem nächsten Monitor hingegen dunkel und blass, auf weiteren Displays grünstichig, zu warm oder zu kühl. Warum ist das so?
Farbe ist nicht gleich Farbe
Bei den meisten Monitoren auf dem Markt handelt es sich um „unkalibrierte“ Displays, welche in der Regel für die Darstellung von Spielen oder einfachen Office-Arbeiten konzipiert wurden.

Neutrales Grau: Erkennt Ihr in diesem neutralem Grauton einen Farbstich, solltet Ihr über eine Farbkalibrierung Eures Monitors nachdenken
Bei diesen Monitoren wird nicht viel Wert auf eine exakte Farbgenauigkeit gelegt und die meisten Anwender dürfte dieser Umstand weder besonders auffallen noch stören. Stellt man solche unkalibrierten Monitore nebeneinander und lässt diese ein neutrales Grau darstellen, so präsentieren manche Monitore ein blaustichiges Grau, andere ein rötliches oder ein grünliches Grau, manche stellen es zu hell dar, andere zu dunkel. Das Problem: Inhalte wie Fotos, Videos oder auch Spiele werden auf diese Weise in der Regel nicht so dargestellt wie ursprünglich vom jeweiligen Ersteller gedacht oder von einer Kamera aufgenommen.
Wer einen ab Werk bereits vorkalibrierten Monitor kaufen möchte, muss meist weitaus tiefer in die Tasche greifen. Derartige Displays werden direkt nach der Produktion kalibriert und versprechen dadurch eine genauere Farbdarstellung, ausgewiesen durch einen beigelegten Kalibrierungsbericht. Noch teurer gestalten sich Monitore, die jederzeit per Hardware und einem direkt an den Monitor anschließbaren Kolorimeter farbkalibriert werden können.
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Bildbearbeitung und Druck
Das Problem unkalibrierter Monitore kann zu großen Problemen bei der Bildbearbeitung und beim Druck führen. Ein kleines Beispiel: Stellt Euch vor, Ihr nehmt mit Eurer Kamera ein Porträt-Foto auf, welches auf dem Display Eurer Kamera angenehm warm erscheint. Auf Euren Computer kopiert und in Eurem Bildbearbeitungsprogramm geöffnet wirkt das Bild hingegen zu kühl. Mithilfe Eurer Software gestaltet Ihr das Foto also wärmer und bereitet das Bild für den Druck über eine professionelle Druckerei vor. Per Post erhaltet Ihr Euer ausgedrucktes Porträt-Foto und wundert Euch, dass das Foto viel zu warm und dadurch unnatürlich wirkt – ganz anders als auf Eurem Monitor. Was ist passiert?
Die Antwort: Ihr habt an einem unkalibrierten Monitor gearbeitet, der Farben zu kühl dargestellt. Daher habt Ihr Euer Foto per Bildbearbeitung wärmer gestaltet, bis Euch das Ergebnis auf Eurem unkalibriertem Monitor gefiel – doch in Wahrheit habt Ihr dadurch die warmen Farben des Originalbildes noch viel wärmer gestaltet.
Farbkalibrierung mit dem SpyderX Elite
Die gute Nachricht: Selbst günstigeren und unkalibrierten Monitoren kann eine genauere Farbdarstellung beigebracht werden: Durch den Einsatz eines Kolorimeters wie dem SpyderX Elite. Dabei handelt es sich um einen speziellen Sensor, welcher die Farbdarstellung und Helligkeit eines Monitors genau überprüft und mithilfe eines individuell erstellten Monitor-Profils per Software korrigiert. Dies dürft Ihr Euch wie einen Korrekturfilter vorstellen, den jede Farbe durchlaufen muss.
Würde man mithilfe eines solchen Kolorimeters die zuvor erwähnten unkalibrierten Monitore kalibrieren und erneut nebeneinander stellen, würde im Idealfall beispielsweise ein neutrales Grau ohne Farbstich und ein und dasselbe Foto auf jedem der Monitore identisch erscheinen. Unter Beachtung einiger Einstellungen während des Kalibrierungsprozesses würden die Farben Eures bearbeiteten Fotos später beim Ausdruck bestenfalls so aussehen wie zuvor auf Eurem Bildschirm.
Die Hardware des neuen SpyderX
Die Hardware des SpyderX Kolorimeters wurde im Vergleich zu seinen Vorgängern vollständig überarbeitet und setzt nun auf ein linsen-basiertes Sensor-System für eine höhere Präzision und Farbgenauigkeit bei der Kalibrierung. Weitere Gründe für die neu konzipierte Hardware sind moderne Display-Technologien wie OLED-Panels, 4K-Auflösung und der DP3-Farbraum, für welcher der SpyderX gewappnet sein soll.
Rein äußerlich ähnelt der SpyderX Kolorimeter noch stark dem schwarzen Vorgänger Spyder5, präsentiert sich jetzt aber in einem Glanz-Weiß mit roten Akzenten. Auf der Vorderseite befindet sich nach wie vor ein Umgebungslichtsensor, welcher die Raumbeleuchtung misst und in die Kalibrierung mit einfließen lässt. Hierbei können optional bis zu drei Monitorprofile eingerichtet werden, die sich je nach Raumbeleuchtung mit einigen Minuten Abstand zueinander abwechseln – je nachdem, ob es sehr hell, normal oder dunkel im Raum ist.
An der Seite des Gehäuses befindet sich wie schon beim Vorgänger ein metallisches 1/4 Zoll Gewinde für die Verwendung des Sensors mit einem Stativ zur Kalibrierung eines Projektors.
Entfernt man die Abdeckung des Kolorimeters, erblickt man die neue Linse des Spyder5. Die Abdeckung dabei bleibt verschiebbar mit dem etwa 1,70 m langen USB-Kabel als Gegengewicht zum Sensor verbunden, so dass man diesen stabil über den Monitor hängen und an dessen Vorderseite während des Vorgangs der Kalibrierung platzieren kann. Der SpyderX muss nach erfolgreicher Kalibrierung nicht länger mit dem Computer verbunden bleiben, außer der Einsatz des Umgebungslichtsensors und der damit verbundene Monitorprofil-Wechsel je nach Raumhelligkeit ist erwünscht.
Die SpyderX Pro und SpyderX Elite Kolorimeter teilen sich dieselbe Hardware und unterscheiden sich lediglich in der Austattung der verwendeten Software – und entsprechend im Preis. Die dem teureren Paket zugehörige Elite-Software ermöglicht genauere Einstellmöglichkeiten, die Kalibrierung von Projektoren und Anpassung mehrerer Monitore aufeinander.
Wie läuft eine Farbkalibrierung ab?
Die herunterladbare Software des SpyderX nimmt Einsteiger an die Hand und führt den Anwender Schritt-für-Schritt und gut verständlich durch den gesamten Kalibrierungsprozess. Fortgeschrittene Nutzer verwenden die erweiterten Einstellmöglichkeiten und die Experten-Konsole, um gewünschte Zielwerte einer Kalibrierung genauer zu definieren. Bei einer Kalibrierung verwende ich die empfohlenen Werte für Gamma von 2.2, einen Weißpunkt von 6500K (Tageslicht-Weiß) und eine Helligkeit von 120 cd/m², was sich schon bei der Verwendung der Vorgänger-Modelle Spyder3, Spyder4 und Spyder5 für mich bewährt hat.
Bei einer ersten Kalibrierung wird eine „vollständige Kalibrierung“ durchgeführt, die als „FullCAL“ bezeichnet wird. Möchte man zu einem späteren Zeitpunkt diese Kalibrierung überprüfen, steht eine weitaus schnellere Kalibrierungsprüfung zur Verfügung, auch „CheckCAL“ genannt. Im Vergleich zum Vorgänger-Modell Spyder5 arbeitet der SpyderX Kolorimeter bis zu vier Mal schneller. In meinem Fall wurde eine vollständige Kalibrierung innerhalb von unter zwei Minuten durchgeführt. Je nach getroffenen Einstellungen wird man während des Kalibrierungsprozesses gebeten, die Helligkeit des Monitors anzupassen oder (sofern vom Monitor unterstützt) auch die RGB-Werte des Displays zu bemühen, um eine ideale Farbdarstellung zu erreichen. Eine spätere Überprüfung der durchgeführten Kalibrierung (CheckCAL) dauerte nur noch wenige Sekunden – ein enormer Unterschied zum Vorgänger-Modell!
Nach abgeschlossener Kalibrierung wird ein Monitor-Profil angelegt, welches fortan die Darstellung der Farben auf dem Monitor beeinflusst. Mithilfe eines intuitiven Vorher-Nachher-Vergleichs ist es möglich, anhand von Beispielfotos die Farbdarstellung vor und nach der Kalibrierung zu vergleichen. Und glaubt mir: Ihr werdet nie wieder vor einem unkalibriertem Monitor sitzen wollen. Im Vergleich zu den Ergebnissen des Vorgänger-Modelles Spyder5 findet sich nun auch in den sehr hellen und sehr dunklen Bereichen von Bildern mehr Zeichnung, was wohl der neuen Sensor-Technik des SpyderX zu verdanken ist.
Wo Licht ist, da ist auch Schatten
So gut mir der enorme Geschwindigkeitszuwachs und die bessere Messgenauigkeit des SpyderX Kolorimeters auch gefallen haben, so sind mir während des Tests zwei „Probleme“ aufgefallen, welche aber kurz- und langfristig gelöst werden dürften.
Nutzer hardwareseitig kalibrierbarer Monitore aufgepasst!
Manche Monitore sind wie bereits erwähnt hardwareseitig kalibrierbar. Solltet Ihr einer der glücklichen Besitzer eines solchen Monitores sein und möchtet diesen mithilfe des neuen SpyderX hardwareseitig kalibrieren, solltet Ihr Euch vor dem Kauf informieren, ob der neue Sensor von Eurem Monitor beziehungsweise der für die hardwareseitigen Kalibrierung notwendigen Software unterstützt wird.
In meinem Fall erlaubt einer meiner beiden Monitore, der BenQ SW320, eine hardwareseitige Kalibrierung, jedoch wird der neue SpyderX dazu leider nicht unterstützt. In diesem Fall blieb mir also nichts anderes übrig als den Monitor hardwareseitig noch mithilfe des Vorgängermodelles, dem Spyder5, zu kalibrieren und softwareseitig den neuen SpyderX Elite für die Feinabstimmung zu nutzen. Datacolor teilte mir dazu mit, dass die „Software Development Kits“ bei BenQ und EIZO vorliegen und es nun in den Händen der Monitorhersteller liegt, die Unterstützung des SpyderX Kolorimeters nachzuliefern. Ob und wann diese Unterstützung für aktuelle oder ältere Monitormodell allerdings nachgeliefert wird, ist völlig unklar.
Positionierung des SpyderX Kolorimeters
Bei der Positionierung des SpyderX Kolorimeters auf der Vorderseite des Monitors ist mir ein Problem aufgefallen: Je nachdem wie sehr sich der Rahmen eines Monitors von der darstellenden Bildfläche nach vorne abhebt, kann es passieren, dass der SpyderX nicht plan auf der Vorderseite des Monitors aufliegt, was natürlich eine Kalibrierung erschwert oder unmöglich macht. In meinem Fall musste ich beide Monitore so weit wie möglich nach hinten kippen, damit der Sensor gut aufliegt und zusätzlich das Kabel des Kolorimeters während des Kalibrierungsprozesses am oberen Rand des Monitors etwas andrücken.
Dieses Problem kann behoben werden, wenn man das Kabel des Kolorimeters vor der ersten Verwendung eine Weile lang vorsichtig dreht und biegt und dadurch etwas „flexibler“ macht. Dennoch mussten beide Monitore während einer Kalibrierung nach hinten gekippt werden.
Mein Fazit
Der SpyderX Elite Kolorimeter stellt aufgrund einer vollständig überarbeiteten Sensor-Technik eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorgängermodell dar. Vor allem der Geschwindigkeitszuwachs während des Kalibrierungsprozesses ist beeindruckend. Auch die Farbgenauigkeit hat zugenommen und insbesondere sehr helle und sehr dunkle Bereiche von Bildern zeigen nach einer erfolgten Kalibrierung mehr Zeichnung, was mithilfe des Vorgängermodelles so noch nicht möglich war.
Nutzer von hardwareseitig kalibrierbaren Monitoren sollten sich vor einem Kauf allerdings darüber informieren, ob der SpyderX bereits von ihrem Monitor-Modell unterstützt wird oder ob mit einer baldigen nachgelieferten Unterstützung zu rechnen ist – sonst steht ihnen nur die softwareseitige Farbkalibrierung zur Wahl, welche aber in der Regel vollkommen ausreicht.
Wer sich intensiver über die Themen Farbmanagement und Farbkalibrierung informieren möchte, dem stellt Hersteller Datacolor auf seiner Webseite kostenlos ein E-Book zum Download im PDF-Format zur Verfügung – auch in deutscher Sprache.
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