7. September 202310. September 2023REVIEWSpiele & SoftwareStarfield im Test: Ein neuer Star auf dem Feld?Von Marco Kolditz am 7. September 2023Wertung: Starfield3.5 von 5 Sternen"Starfield ist groß, bietet unterhaltsame Quests, interessante Charaktere, mehr oder weniger spannende Welten und dürfte all die Spieler positiv überraschen, die so lange auf die Veröffentlichung des neuen Bethesda-Titels gewartet haben! Bethesda hat abgeliefert!"Review von Marco KolditzInhaltsverzeichnis1 Starfield und die Vision eines Charakters1.1 Schnelle Beförderung1.2 Das 1-Klick-Universum2 Quests und Nebenquests2.1 Vasco, der Draufgänger3 Kämpfen, Looten & Skillen in Starfield4 Weltraumkämpfe5 Starfield: Grafik und Sound6 Benutzeroberfläche und Steuerung7 Starfield: Wäre weniger mehr gewesen?7.1 Wie eine wohl abgeschmeckte Bratensoße8 Starfield im Test: Mein Fazit Mit „Starfield“ hat Bethesda auf seiner E3 Pressekonferenz bereits im Jahr 2018 sein neues Weltraum-Franchise angekündigt. Die Wartezeit war lang, die Erwartungen hoch und die Launches vergangener Bethesda-Titel holprig. Wie gut ist Starfield geworden? Mein Test zum Rollenspiel! Mit seinen beliebten Spielereihen „Fallout“ (seit Fallout 3) und „The Elder Scrolls“ hat Bethesda Softworks riesengroße Rollenspiel-Welten erschaffen, in denen Spieler jeweils Hunderte von kurzweiligen Stunden mit Erkundungen, Abschließen von abwechslungsreichen Quests, Gesprächen mit interessanten Charakteren und spannenden Kämpfen verbringen durften.Mit „Starfield“ begibt sich Bethesda nun in die unendliche Weite des Weltraums und lädt Euch dazu ein, mit einem individuell anpassbarem Spiel-Charakter bis zu 1.000 Planeten zu besuchen und dabei wie gewohnt einer Haupt-Story zu folgen und spannende Nebengeschichten zu erleben.Jetzt auch live bei Twitch!Live-Streams mit Games, Tutorials, Talks und MEER! » Starfield und die Vision eines CharaktersZu Beginn des Spiels schlüpfen wir in die Haut eines bis dato unbekannten Charakters, welcher im futuristischen Raumanzug in einer Mine mithilfe eines Cutter-Lasers wertvolle Rohstoffe abbauen muss. Dabei treffen wir auf ein mysteriöses Artefakt, welches uns mit farbenfrohen Visionen überflutet, wodurch wir kurzzeitig unser Bewusstsein verlieren. Daraufhin wachen wir wieder auf und werden von unseren Kollegen gefragt, ob wir uns noch an unseren eigenen Namen erinnern – eine perfekte Überleitung zur individuellen Charaktererstellung.Wir wählen einen Namen, wählen aus einer übersichtlichen Auswahl an Fähigkeiten und verbringen je nachdem mehr oder weniger Zeit mit der Anpassung unserer Frisur, unserer Augen, Ohren, Nase, Mund, einer Auswahl von Tattoos, Schmuck, Hautunreinheiten und Co. Wie man es halt von Charakter-Editoren so kennt. Die Charaktererstellung ist schön umgesetzt, doch stellenweise habe ich Regler hin und her bewegt und konnte kaum Veränderungen an der Spielfigur wahrnehmen, da diese stellenweise nur sehr dezent und unauffällig ausfallen. Es kam leider auch mehrmals vor, dass ich mich in einem Anpassungsbereich der Spielfigur befand, Änderungen vornahm, den Maus-Cursor dann ein klein wenig zu weit nach links bewegte und dadurch ungefragt alle Einstellungen des aktuellen Anpassungsbereiches komplett zurückgesetzt wurden. Das kann vor allem dann frustrierend sein, wenn man viel Zeit mit einer Anpassung verbracht hat. Schnelle BeförderungNachdem wir uns nunmehr wieder an unseren Namen erinnern und uns zurechtgemacht haben, erzählen wir von unserer Vision, werden aufgrund dieser kurzerhand vom Minen-Arbeiter zum Raumschiff-Kapitän ernannt und dürfen mitsamt eines Roboter-Kollegen augenblicklich fremde Planeten besuchen. Wait, what? Es ist schon interessant, welche großen Aufstiegschancen fremde Artefakte so mit sich bringen können. Das 1-Klick-UniversumIm Gegensatz zu Konkurrenz-Spieletiteln wie „No Man’s Sky“ reist man in Starfield nicht manuell von Planet zu Planet und setzt dort selbst zur Landung an, sondern man klickt gemütlich auf einen Ort, betrachtet eine kurze Zwischensequenz und ist gelandet. Das ist einerseits zeitsparend und bequem, andererseits raubt dies auch einen Teil der Immersion – vor allem wenn es sich doch um ein Rollenspiel handelt, bei dem es um die Erkundung von bis zu 1.000 Planeten geht und man selbst der Kapitän eines Raumschiffes ist. Ich vermute allerdings, dass sich hier die Geschmäcker unter den Spielern unterscheiden – die einen lieben es möglicherweise, nur einmal auf eine Sternenkarte zu klicken und etliche Lichtjahre im Sekundenbruchteil zu überqueren, andere wollen wahrscheinlich selbst an den Steuerknüppel ihres eigenen Raumschiffes, selbst reisen und auf fremden Planeten landen. Im Prinzip könnte man ja beides ganz optional machen und somit beide Spielertypen zufriedenstellen?Quests und NebenquestsWie von vielen Rollenspielen gewohnt bietet auch Starfield nicht nur eine lineare Haupt-Story, sondern zahlreiche Nebenquests, die oftmals sogar spannender ausfallen als die Hauptgeschichte. Einige Nebenquests hängen direkt mit der Wahl der Fraktionen zusammen, denen Ihr Euch anschließt oder Euren individuellen Charaktereigenschaften. Manche Missionen beginnen beim Besuch bestimmter Orte oder wenn Ihr bestimmte Gegenstände findet. Quests in Starfield sind sehr liebevoll gestaltet und bieten interessante Gespräche, spannende Kämpfe, laden zu Erkundungen ein und sorgen für viele Stunden Spielspaß abseits der Hauptgeschichte. Das ist genau der Stoff, den man sich von einem Rollenspiel erwünscht und glücklicherweise liefert Bethesda hier auch ab.Vasco, der DraufgängerMan möchte meinen, dass im Jahr 2023 die Zeit der nervigen Begleiter in Computerspielen längst vorbei sein sollte, aber leider liefert uns Bethesda in Starfield einen meiner Meinung nach unglaublich nervigen Roboter-Kollegen mit, der uns auf unseren Missionen begleitet: Vasco. Positive Aspekte: Mit Vasco führen wir kurze Gespräche, erhalten manchmal hilfreiche Tipps, übergeben ihm eingesammelte Gegenstände, damit er diese für uns trägt und wir nicht überladen sind. Negative Aspekte: Vasco ist ein Draufgänger. Nachdem wir Gegner erblickt habe und uns als Spieler diesen gerne vorsichtig nähern oder diese gar gänzlich umgehen möchten, stürzt sich Vasco ungefragt mitten ins Kampfgeschehen und lenkt jegliche Aufmerksamkeit aller Gegner im Umkreis auf uns.Hilfreich währe eine jederzeit zur Verfügung stehende Dialog-Option, mit welcher wir Vasco mitteilen, dass er kurz an Ort und Stelle auf uns Warten und sich zurückhalten soll – und ein Befehl, der ihn bei Bedarf sofort herbeiruft. In der mir zur Verfügung stehenden Version des Spiels empfinde ich Vasco abgesehen von der praktischen Möglichkeit als mobile Lagerkiste leider als überaus nervigen Gesellen. Kämpfen, Looten & Skillen in StarfieldDie Kämpfe in Starfield werden in Echtzeit absolviert und spielen sich wie in einem klassischem Ego-Shooter. Auf Wunsch kann sogar zwischen der Ego- und Third-Person-Perspektive gewechselt werden. Wie aus Bethesda-Titeln wie „Fallout“ gewohnt, durchsucht Ihr gefallene Gegner nach wertvollen und nützlichen Habseligkeiten, stöbert in Taschen, Schränken und Kisten und müsst dabei darauf achten, Euch nicht zu überfrachten. Sollte dies doch einmal der Fall sein, so wird Eure praktische Schnellreisefunktion deaktiviert und Ihr müsst Euch entscheiden, welche gesammelten Gegenstände Ihr vor Ort schweren Herzens zurücklassen wollt. Starfield zwingt Euch also dazu, ganz bewusst zu looten. Und ich weiß: Es ist schwer, nicht einfach alles aufsammeln zu könnnen und viele Gegenstände einfach liegen zu lassen. Im Laufe Eurer Abenteuer und Kämpfe sammelt Ihr Erfahrungspunkte, steigt in Euren Levels auf und erhaltet wertvolle Skillpunkte, durch welche Ihr Eure individuellen Charakterfähigkeiten verbessern könnt. Wollt Ihr Euren Umgang mit Waffen perfektionieren? Möchtet Ihr Eure Fähigkeiten im Schlösser-Knacken verbessern? Oder wie wäre es mit mehr Geschick in Gesprächen mit anderen Spielcharakteren, um beispielsweise bei Händlern bessere Preise zu verhandeln oder in Dialogen mit besseren Argumenten zu punkten?WeltraumkämpfeHin und wieder seid Ihr dazu gezwungen, mit Eurem Raumschiff an Weltraumschlachten teilzunehmen, wenn Euch beispielsweise Piraten angreifen, die es auf Eure Fracht abgesehen haben. Hierbei solltet Ihr den Umgang mit Euren Energieressourcen erlernen, um diese möglichst effizient einzusetzen, um Euch durch einen besseren Schild zu schützen, den Waffen mehr Durchschlagskraft zu verleihen oder die Reisegeschwindigkeit zu erhöhen. Vor allem während der Eingewöhnungszeit an die recht komplexe Steuerung des Spiels kann es öfter vorkommen, dass Ihr eine falsche Taste drückt und Euer Spielcharakter mitten im Weltraumkampf entspannt von seinem Pilotensitz aufsteht. Wer das Beste aus seinem Raumschiff herausholen möchte, der hat in Starfield sogar die Möglichkeit, dieses individuell zu gestalten und auszubauen, beispielsweise mit besseren Waffen oder einer hübscheren Inneneinrichtung. Dies ist allerdings rein optional, ebenso wie die Möglichkeit, auf fremden Planeten Außenposten zu bauen, um wertvolle Ressourcen abzuschöpfen. Wer will, kann sich damit ebenfalls stundenlang beschäftigen – wen es nicht interessiert, der kann es einfach auch sein lassen. Starfield: Grafik und SoundDie Grafik von Starfield ist gelungen und präsentiert Charaktere, Orte, Waffen und Gegenstände in einem beeindruckendem Detailgrad. Mich haben aber vor allem die Animationen im Spiel begeistert: Charaktere und außerirdische Lebewesen bewegen sich glaubhaft, zeigen eine gelungene Mimik und Gestik, Raumschiffe beeindrucken beim Landeanflug oder beim Starten ins Weltall. Gleichzeitig wirken Orte wie „New Atlantis“ auf den ersten Blick zwar beeindruckend, groß und detailliert, erweisen sich schlussendlich aber doch örtlich leider ziemlich begrenzt und kompakt. Die musikalische Untermalung beeindruckt schon gleich vom Titelbildschirm an und trägt zur gelungenen Atmosphäre von Starfield bei. Neben einwandfrei klingenden Soundeffekten ist das Spiel auch hervorragend auf Deutsch vertont.Benutzeroberfläche und SteuerungMeine größte Kritik am Spiel gilt der unnötig kompliziert aufgebauten, altbackenen und stellenweise verwirrenden Benutzeroberfläche! Hinzu kommt eine wenig intuitive Steuerung (in meinem Fall per Tastatur), die mir leider häufig den Spielspaß verdorben, die Immersion gestohlen und mich aus dem Spiel herausgerissen hat.Exakt dasselbe Problem hatte ich bereits mit der Fallout-Spielereihe und leider setzt dies sich mit Starfield fort. Während des Spielens möchte ich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit nicht mehr auf die Tastatur oder den Controller blicken müssen, sondern „im Spiel versunken sein“. Das war mir bei Starfield leider bis dato nicht möglich. Die ständigen Wechsel zwischen Spielgeschehen, Inventar, Raumschiff, Frachtraum, Skillbaum, Sternenkarte und der unnötig komplizierte Wechsel zwischen verschiedenen Waffen lässt mich leider nicht vollends in die Spielwelt eintauchen.Ich weiß, dass es auch die meiner Meinung nach viel zu versteckte Möglichkeit gibt, über die Taste Q ein Schnellauswahlmenü für Waffen und Gegenstände wie Medipacks einzublenden. Dieses muss aber zuvor erst umständlich manuell mit Waffen und Gegenständen bestückt werden, indem man diese als „Favorit“ markiert und im Schnellauswahlmenü platziert. Ich hoffe sehr, dass Bethesda sich für künftige Spiele eine zugänglichere und intuitivere Lösung einfallen lässt!Starfield: Wäre weniger mehr gewesen?Ich muss zugeben, dass ich bei Open World-Spielen, welche eine Vielzahl an fremden Welten im Weltraum bieten möchten, grundsätzlich skeptisch bin. Das Universum ist nun einmal kein in sich begrenzter Ort wie beispielsweise eine Stadt, ein Land, oder – von mir aus – ein Planet. Wer sich vornimmt, das Weltall als Spielwelt mit vielen Sonnensystemen und Planeten zu etablieren, der nimmt sich unglaublich viel vor und kann daher auch unglaublich enttäuschen. Bei Starfield habe ich hier gemischte Gefühle. Einerseits werden manche Orte sehr liebevoll bis ins letzte Detail präsentiert, andererseits wirkt so mancher Planet relativ leer, öde, repetetiv und langweilig. Wenn man es aber realistisch betrachtet, ist es klar, dass nicht jeder Planet nur so vor Leben, faszinierenden Orten und Erlebnissen strotzen kann – das ist klar, aber wir befinden uns auch nicht in einer realistischen Simulation, sondern in einem unterhaltsamen Rollenspiel, in welchem wir abwechslungsreiche Abenteuer erleben möchten. Wie eine wohl abgeschmeckte BratensoßeMir persönlich hätte es besser gefallen, wenn man sich bei der Entwicklung von Starfield beispielsweise auf 50 statt 1.000 Planeten konzentriert hätte. Abwechslungsreiche und ausgearbeitete Planeten mit einzigartigen Lebewesen, Charakteren, spannenden und bewusst statt prozedural konstruierten Landschaften, beeindruckenden großen Städten und bis ins Detail geplanten (Neben)Quests. Praktisch wie eine wohl abgeschmeckte Bratensoße, ohne diese mit 1.000 Liter Wasser so stark zu verwässern, dass die Besonderheiten dieser Soße gar nicht mehr herauszuschmecken sind. Selbst ein „leerer“ Planet ohne hochentwickelte Lebewesen oder Gebäuden könnte bei einer Begrenzung der Planeten-Anzahl dann sogar sehr spannend sein. Ein leer-wirkender Planet, auf welchem die Gefahren in Höhlen lauern, im mysteriösen Nebel, im tiefen Wasser, in Form von unerklärlicher Radioaktivität, gefährlichen Gasen, massiven Stürmen oder Ähnlichem. Starfield im Test: Mein FazitBei Starfield beeindruckt mich besonders der Mut von Bethesda, fernab der beliebten „Fallout“- und „The Elder Scrolls“-Spielereihen ein ganz neues Franchise zu beginnen und damit zu experimentieren. Vor allem bei der Produktion von unglaublich teuren AAA-Titeln ist damit immer ein großes finanzielles Risiko verbunden, welches die meisten großen Studios heutzutage leider gar nicht mehr eingehen, sondern auf Nummer sicher setzen.Ich war außerdem überrascht, dass sich das Spiel auf meinem Rechner (der zum Zeitpunkt dieses Artikels leider schon stark in die Jahre gekommen ist) fehlerfrei spielen ließ. Mir sind bis auf zwei Abstürze des Spiels (ohne Verlust des Spielfortschritts) keine sonstigen Bugs aufgefallen. Weder sind Charaktere im Boden versunken noch wie Superman in Richtung Himmel geschossen, nichts im Spiel hat hat geflackert oder gezittert – obwohl derartige Fehler in der Vergangenheit praktisch zu jedem Launch eines neuen Bethesda-Titels dazu gehört haben. Daher: Hut ab, Bethesda, dass Ihr diesem Spiel die Entwicklungszeit gegeben habt, dies es benötigte! Leider hat mir die viel zu komplizierte Bedienoberfläche und nicht-intuitive Steuerung von Starfield oftmals den Spielspaß genommen und mich aus dem laufendem Spielgeschehen gerissen. Dennoch: Starfield ist groß, bietet unterhaltsame Quests, interessante Charaktere, mehr oder weniger spannende Planeten und Städte und dürfte all die Spieler positiv überraschen, die so lange auf die Veröffentlichung des neuen Bethesda-Titels gewartet haben.Jetzt informieren & bestellen »Videos zum Artikel »Bilder zum Artikel »Videogalerie:Gameplay-TrailerLive-Action TrailerBildergalerie:ScreenshotsThemen zum ArtikelAction-Adventures Galerien Open World PC Reviews Rollenspiel Science-Fiction Shooter Spiele Trailer VideosArtikel von Marco KolditzMarco Kolditz ist unter dem Namen MEER DER IDEEN seit 2009 als Content Creator in München selbstständig und pflegt nebenher dieses Blogmagazin.Marco Kolditz hat bislang 396 Artikel geschrieben.