20. Oktober 20219. Oktober 2024REVIEWSpiele & SoftwareTormented Souls im Test: Horror-Adventure für NostalgikerVon Marco Kolditz am 20. Oktober 2021Wertung: Tormented Souls3.5 von 5 Sternen"Mein bisheriger Überraschungs-Hit des Jahres 2021! Ein wunderbares, liebevoll gestaltetes Horror-Adventure im Stile der Klassiker der 90er Jahre mit herrlich-verstörenden Gegnern, stimmungsvoller Soundkulisse und überzeugender Grafik, leider aber schwach ausgearbeiteten Protagonistin."Review von Marco KolditzInhaltsverzeichnis1 Tormented Souls im alten Herrenhaus2 Ein Nostalgie-Trip in die 90er Jahre3 Herrlich verstörende Gegner4 Grafisch überaus stimmungsvoll5 Mein Fazit Mit „Tormented Souls“ laden uns Entwickler Dual Effect, Abstract Digital und Publisher PQube Limited zu einem Nostalgie-Trip klassischer Survival Horror-Spiele wie „Silent Hill“, „Resident Evil“ oder „Alone in the Dark“ ein. Gelingt dem Spiel eine gelungene Ankunft in unserer Zeit und kann der Titel nach heutigen Maßstäben überzeugen? Mein Test zum Horror-Adventure! Wenn ich an Horror-Spiele und -Filme denke, sehe ich unweigerlich klischeehafte Bilder vor meinem geistigen Auge: Ein großes unheimliches Haus, ein Schaukelpferd in einer dunklen Ecke, deplatzierte Schaufenster-Puppen und geistartige Wesen mit unnatürlich zuckendem Köpfen. So klischeehaft derartige Motive auch sein mögen, so gleichermaßen effektiv sind sie jedoch. Aus irgendeinem Grund faszinieren uns Menschen alte, verfallene, staubige Herrenhäuser mit ungewöhnlicher Architektur, verwinkelten Gängen, von Spinnenweben durchzogenen Geheimräumen, verborgenen Etagen, düsteren Geheimnissen in den tiefsten Gewölben und tragischer Vergangenheit. Mit der Erfüllung einiger dieser genannten Punkte macht sich „Tormented Souls“ von den Entwicklern Dual Effect und Abstract Digital drauf und dran, den Erfolg von Klassikern wie „Silent Hill“ und „Resident Evil“ zu erreichen. Tormented Souls im alten HerrenhausGleich zu Beginn lernen wir die Protagonistin des Spiels Caroline Walker kennen, welche in ihrer Wohnung einen ominösen Brief eines unbekannten Mannes öffnet, welcher ein Foto von zwei kleinen Mädchen enthält. Die Rückseite vermittelt uns eine mysteriöse Nachricht, welche uns sogleich auf die Reise zu einem – wer hätte es geahnt – alten Herrenhaus schickt. Kurz nach unserer Ankunft verlieren wir nach einem Schlag auf unseren Hinterkopf das Bewusstsein, wachen nackt in einer Badewanne auf und der Horror beginnt – sagen wir mal so – mit einem „Augenzwinkern“. Wir beginnen unsere Erkundungstour durch das zu einem Hospital umfunktioniertem Herrenhaus ohne jegliche Orientierung und ohne erkennbares Ziel. Ich hätte mir gewünscht, zuvor mehr über die Protagonistin des Titels zu erfahren, um auf diese Weise gleich schon zu Beginn eine tiefere Verbindung zur Spielfigur aufzubauen und auf diese Weise emotional stärker involviert zu sein. Stattdessen wirkte Caroline auf mich leider nur wie „irgendeine austauschbare Spielfigur“. Verschenktes Potential.Die Geschichte von „Tormented Souls“ wird im Laufe des Spiels überwiegend durch Tagebucheinträge erzählt. Da sich mittlerweile sehr viele Spieletitel dieser Erzählweise bedienen, wirkt dies auf mich weder überzeugend noch außerordentlich störend – ich habe es schlichtweg aus Gewohnheit so hingenommen und akzeptiert. „Tormented Souls“ hätte sich hier durch eine kreativere Erzählweise aus der gewaltigen Masse an Horror-Spielen hervorheben und vor allem auch von seinen offensichtlichen Vorbildern abheben können. Jetzt auch live bei Twitch!Live-Streams mit Games, Tutorials, Talks und MEER! »Ein Nostalgie-Trip in die 90er JahreIch bin mit Klassikern wie „Alone in the Dark“, „Silent Hill“ und „Resident Evil“ aufgewachsen. Aus diesem Grund war „Tormented Souls“ für mich vor allem durch seine vordefinierten und nicht einstellbaren Kameraperspektiven und der aus damaligen Zeiten gewohnten Steuerung ein willkommener Nostalgie-Trip in die 90er Jahre. Oftmals hört man zwar bereits Gegner, sieht sie jedoch aufgrund einer ungünstigen Kamerasicht noch nicht. Stattdessen schleichen sich unheilvolle Schatten aus den Randbereichen in Richtung unserer Protagonistin heran, untermalt von unheimlichen Geräuschen – ein nicht zu unterschätzendes und effektives Stilmittel, welches gekonnt verwendet wird.Über ein Inventar lassen sich gefundene Gegenstände verstauen, untersuchen oder miteinander kombinieren. Überflogene Dokumente können zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe nachgelesen werden. Das Inventar wirkt auf mich durch seine strahlend-blaue Einfärbung, stylisch-futuristisch wirkenden Schaltflächen und leuchtenden Konturen im Vergleich zum Rest des Spiels, vor allem im Zusammenspiel mit dem Ambiente des alten, heruntergekommenen, düsteren Herrenhauses aber viel zu modern. Herrlich verstörende GegnerDie Rätsel im Spiel beginnen recht einfach, der Schwierigkeitsgrad steigert sich aber erwartungsgemäß im Verlauf des Spiels. Wie aus anderen Vertretern des Genres gewohnt suchen wir nach Schlüsseln, versuchen uns an diversen Schieberätseln, müssen natürlich wieder einen Generator zum Laufen bringen, kombinieren selbstverständlich verschiedene Gegenstände miteinander, wechseln über Wandspiegel sogar die Zeitebene und mehr. Die Gegner im Spiel sind sowohl grafisch als auch soundtechnisch wunderbar gestaltet und herrlich verstörend. Die festen Kameraperspektiven spielen ihre große Stärke voll aus, sobald uns Gegner über mehrere Perspektiven hinweg verfolgen. Plötzlich haben wir den Gegner nicht mehr im Blickfeld, wohlwissend, dass er sich aber noch direkt hinter uns befindet, gefolgt von lauter werdenden Stöhnen und einem in die neue Raumansicht hineinschleichenden Schatten. Das sorgt für Spannung und Herzrasen wie in guten, alten Zeiten. Mithilfe über die Zeit gesammelter Waffen wehren wir uns gegen unsere Widersacher, sollten dabei allerdings unseren Standpunkt stets gut auswählen, da wir uns während der Nutzung einer Waffe kaum bewegen können und damit ungeschützt sind. Wie für ein Survival-Horrorspiel üblich müssen wir natürlich auch mit Medizin zur Heilung gut haushalten, da diese nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.Grafisch überaus stimmungsvollGrafisch hat mich „Tormented Souls“ überzeugt. Vor allem die beklemmende Architektur des Hauses, die wohlgewählten Kameraperspektiven, die liebevoll mit vielen Details gestalteten Räume, das Spiel mit Lichtquellen und das Gegner-Design haben mir sehr gut gefallen. Interessanterweise wirkte jedoch die Protagonistin selbst auf mich das gesamte Spiel über sehr austauschbar, hölzern, starr, leblos. Ich hatte oftmals den Eindruck, dass das gesamte Spiel mit irgendeinem gesichtslosen Platzhalter als Spielfigur fertiggestellt wurde und erst ganz zum Schluss mal eben schnell irgendeine belanglose Protagonistin erfunden, unter Zeitdruck gestaltet und schnell ins Spiel geworfen wurde. Dies ist von meiner Seite aus der schwerste Kritikpunkt, da ich auf diese Weise leider keinerlei Bezug zur Spielfigur aufbauen konnte – Caroline Walker wirkte auf mich nicht viel mehr als ein hölzernes „Mensch, ärgere Dich nicht“-Spielfigürchen, welches durch ein ansonsten großartiges Spiel bewegt wird. Mein Fazit„Tormented Souls“ ist für mich trotzdem der bisherige Überraschungs-Hit des Jahres 2021. Den Titel umgab im Vergleich zu manchen AAA-Titeln kein Hype, das Spiel erschien für mich absolut überraschend, ich startete daher ganz unvoreingenommen das Spiel und wurde sofort an die stimmungsvollen Horror-Adventures der 90er Jahre wie Silent Hill, Alone in the Dark oder Resident Evil erinnert. Leider empfand ich die Ausarbeitung und Präsentation der Protagonistin des Spiels schwach, so dass es mir zu keinem Zeitpunkt möglich war, mich mit der Spielfigur zu identifizieren oder emotional bewegt mitzufühlen – dafür erschien sie viel zu austauschbar und eindimensional. Ich wünsche mir für die Entwickler, dass sie mit „Tormented Souls“ einen großen Erfolg feiern dürfen und wir von ihnen in Zukunft hoffentlich mehr sehen werden.Jetzt informieren & bestellen »Videos zum Artikel »Bilder zum Artikel »Videogalerie:TrailerBildergalerie:ScreenshotsThemen zum ArtikelAdventures Galerien Horror PC Retro Reviews Spiele Trailer VideosArtikel von Marco KolditzMarco Kolditz ist unter dem Namen "MEER DER IDEEN" seit 2009 als Content Creator in München selbstständig und pflegt nebenher dieses Blogmagazin.Marco Kolditz hat bislang 407 Artikel geschrieben.