Until Dawn im Test: Gruseln bis zum Morgengrauen

Mit Until Dawn möchte Entwickler Supermassive Games die Spieler mit einen weiteren Vertreter der interaktiven „Spiel-Filme“ begeistern. Wie schon in Heavy Rain oder Beyond: Two Souls für die Playstation 4 setzt das Konzept von Until Dawn auf eine mitreißende Geschichte, eine filmreife Inszenierung, viele Entscheidungsmöglichkeiten und damit verbundene Konsequenzen für den weiteren Spielverlauf.

Die Geschichte von Until Dawn

Es klingt nach einem oft gesehenen Film mit vielen Klischees und stereotypischen Charakteren: Acht Teenager reisen auf einen verschneiten Berg, um miteinander eine spannende Zeit in einer einsamen Waldhütte zu verbringen. Ein Jahr zuvor sind im gleichen Wald bereits zwei Schwestern spurlos verschwunden. Was Menschen mit gesundem Menschenverstand eher abschreckt, sorgt bei den Teenagern erst Recht für den gewünschten Adrenalin-Kick – und der lässt erwartungsgemäß auch nicht lange auf sich warten: Der Handyempfang der Truppe ist gestört, die Kommunikation nach nach Außen somit unmöglich und natürlich treibt ein psychopathischer Serienmörder in direkter Umgebung sein mörderisches Unwesen.

Der Spieler übernimmt in Until Dawn gewissermaßen die Rolle des Regisseurs, denn er bestimmt mit seinen Entscheidungen den weiteren Verlauf der Geschichte: Wer stirbt? Wer überlebt? Wie geht es weiter? Im Laufe des Spiels ist der Spieler dementsprechend verantwortlich für den Tod oder das Überleben jedes einzelnen Teenagers.

Der berühmte Schmetterlingseffekt

Hierbei setzt der Titel auf den bekannten Schmetterlingseffekt: Ein kurzer Flügelschlag eines kleinen Schmetterlings könnte auf der anderen Seite der Erde einen gewaltigen Tornado auslösen. In Until Dawn entsprechen die Flügelschläge den Entscheidungen des Spielers, welchen Weg die jeweilige Spielfigur beschreiten soll. An bestimmten Stellen im Spiel werden hierzu mehrere Entscheidungsmöglichkeiten eingeblendet, aus denen per Tastendruck gewählt werden kann. Entweder führt der gewählte Weg zu einem längeren Leben oder einem Hals ohne Kopf.

Quick-Time-Events

Diesen Auswahlmöglichkeiten gesellen sich auch so genannte Quick-Time-Events hinzu, bei welchen unter Zeitdruck bestimmte Tasten des PS4-Controllers rechtzeitig gedrückt werden müssen, beispielsweise während einer nervenaufreibenden Flucht durch den dichten Wald. Diese Quick-Time-Events werden gegen Ende des Spiels immer kniffliger und fordern den Spielern eine gehörige Portion Konzentrationsfähigkeit ab – was schon einmal dazu führen kann, dass man den Controller am liebsten Richtung Fernseher pfeffern möchte.

Selbstverständlich gibt es in Until Dawn aber auch häufig Passagen, in welchen wir die jeweilige Spielfigur mit dem Controller durch Räume oder recht lineare Außenareale bewegen. Hierbei fiel mir an manchen Stellen allerdings auf, dass sich die Charaktere doch recht gelassen und entspannt präsentieren, obwohl um sie herum nur Tod und Chaos herrschen.

Atmosphärische Inszenzierung

Optisch reicht Until Dawn zwar meiner Meinung im Bezug auf realistische Gesichtsanimationen nicht an Titel wie Beyond: Two Souls heran, punktet aber dennoch mit einer ansprechenden Grafik und atmosphärischer Inszenierung. Manche Mimiken wie beispielsweise das breite Lächeln eines Psychiaters in einer Zwischensequenz wirkten im Test auf mich allerdings häufig ziemlich mechanisch, extrem unnatürlich und dadurch sogar ungewollt verstörend. Leider konnte mich auch die ziemlich blechern klingende deutsche Sprachausgabe des Titels nicht überzeugen, da sich diese qualitativ doch deutlich von den restlichen gelungenen Umgebungsgeräuschen und der musikalischen Untermalung abgrenzt.

Ist man dagegen erst einmal in das Spiel eingetaucht und lässt sich von der bedrohlichen Situation einlullen, so vergisst man den Raum um sich herum und fiebert jede Sekunde mit seinen schützenswerten Teenagern mit.

Mein Fazit

Until Dawn hat mir eine Menge Spaß bereitet und mich einige Nächte bis zum Morgengrauen gruseln lassen. Die filmreife Inszenierung lässt nicht nur Spieler, sondern auch etwaige Zuschauer in die Spielwelt abtauchen und mitfiebern. Der groß beworbene Schmetterlingseffekt fiel allerdings weitaus geringer aus als erwartet. So sorgen die Entscheidungen des Spielers zwar für das Überleben oder den Tod einzelner Figuren, die Hauptgeschichte bleibt jedoch unabhängig davon vollkommen unangetastet. Hier steckt noch viel mehr Potential für spannendere Wendungen, mehr Entscheidungsfreiheiten mit viel größeren und abwechslungsreicheren Konsequenzen, die auch den Wiederspielwert eines möglichen Nachfolgers erhöhen würden! Dennoch kann ich Besitzern einer Playstation 4 den Titel wärmstens empfehlen!

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