Bildquelle: Ubisoft 11. Juni 20149. Oktober 2024REVIEWSpiele & SoftwareWatch Dogs für die PS4 im Test: Open-World-Hackspaß im MittelmaßVon Marco Kolditz am 11. Juni 2014Wertung: Watch Dogs3 von 5 Sternen"Mittelmäßiger Open-World-Titel mit schwacher Story, blassen Charakteren und nach großen Versprechungen schlussendlich enttäuschender Grafik."Review von Marco KolditzInhaltsverzeichnis1 Das große Versprechen2 Die Geschichte von Watch Dogs3 Hacken eröffnet neue Möglichkeiten4 Viele Nebenmissionen sorgen für Abwechslung5 Die Sache mit der Grafik6 Mein Fazit: Open-World-Hackspaß im Mittelmaß6.1 Bitte keine falschen Erwartungen mehr schüren Mit dem Open-World-Spiel Watch Dogs wurde einer der am meisten erwartetsten Next-Gen Titel der letzten Jahre endlich für die PS4 veröffentlicht. Kann das Spiel die von Ubisoft aufgebauten sehr großen Erwartungen der Spieler erfüllen oder erweist sich Watch Dogs doch als Enttäuschung des Jahres? Zur E3 Messe 2012 wurden die ersten Bilder und Videos zum Open-World-Spiel Watch Dogs von Ubisoft präsentiert. Spieler und Redaktionen auf der gesamten Welt waren hin und weg vom enormen Detailgrad des Open-World-Titels und der interessanten Idee rund um den Hacker Aiden Pearce, welcher mithilfe seines Smartphones sämtliche Elektronik der Stadt kontrollieren kann. Eine futuristische Nachbildung der Stadt Chicago überzeugte im gezeigten Video durch lebendige Straßen voller Bürger und fantastische Lichteffekte, die für eine einnehmende Atmosphäre sorgten. Realistisch simulierter Wind, wunderschön inszenierter Regen und der cool im Wind daher flatternde Mantel des Hauptcharakters taten ihr Übriges, so dass alle Welt gespannt auf dieses Spiel blickte – und natürlich führte dies sehr zur Freude von Ubisoft auch zu einer großen Anzahl an Vorbestellungen.Das große VersprechenDoch im März 2014 wurde dann ein Story-Trailer veröffentlicht, der für reichlich Verärgerung und Enttäuschung in der Spielergemeinde sorgte: Die im neuen Video gezeigten Gameplay-Szenen entsprachen in kaum noch dem, was zuvor in großartigen „Next Gen“-Gameplay-Videos zu Watch Dogs versprochen wurde. Das Spiel verlor ganz offensichtlich deutlich an Plastizität, der Detailgrad der Stadt, der einzelnen Figuren und der Fahrzeuge wurde reduziert, die gesamte Spielwelt wirkte im neuen Video weitaus platter, lebloser und im direkten Vergleich ziemlich fade. Offensichtlich konnte Ubisoft die zuvor selbst gemachten Versprechungen nicht einhalten und musste große Kompromisse bei der grafischen Präsentation des Spiels eingehen. Aber immerhin wurden zuvor genügend Vorbestellungen generiert… Jetzt auch live bei Twitch!Live-Streams mit Games, Tutorials, Talks und MEER! »Die Geschichte von Watch DogsIch liebe gute Geschichten mit sich entwickelnden originellen Charakteren, glaubhaften Handlungen, einer intensiven und einnehmenden Atmosphäre und gekonnten Überraschungsmomenten. Konnte mich dahingehend Watch Dogs überzeugen?Wir spielen Aiden Pearce, einen talentierten Hacker, dessen sechs-jährige Nichte Lena durch einen tragischen Verkehrsunfall getötet wurde. Ganz im Stile eines typischen Rachefeldzuges setzt Aiden seither alles daran, die Schuldigen für ihren Tod ausfindig zu machen, was ihn durch die gesamte etwa 20-stündige Hauptkampagne treibt. Dabei lernen wir im Laufe der Geschichte einige seiner Mitmenschen und Kollegen kennen, welche aber als Charaktere leider allesamt ziemlich blass bleiben. Watch Dogs verschenkt in diesem Punkt enorm viel Potential, interessante Beziehungen zu den Figuren aufzubauen und die Geschichte somit für Spieler mitreißender und glaubhafter zu gestalten. Auch Aiden Pearce als Protagonist der Geschichte bleibt von Anfang bis zum Ende ein rücksichtsloser, recht arroganter und unsympathischer Hauptcharakter von Watch Dogs, welcher während seines persönlichen Rachefeldzuges die durch ihn verursachten Kollateralschäden ohne Gewissensbisse hinnimmt.Hacken eröffnet neue MöglichkeitenDas Spielprinzip rund um das übermächtige Hackphone Smartphone von Aiden Pearce weiß zu gefallen und beherbergt viel spielerisches Potential. Die gesamte Stadt Chicago wird durch eine Überwachungssoftware namens „ctOS“ verwaltet, wodurch alle elektronischen Geräte miteinander verbunden sind. Was auf der einen Seite ein Paradebeispiel für die totale Überwachung aller Bürger darstellt, erweist sich für Aiden Pearce und seine Kollegen als willkommene Möglichkeit, das System für eigene Ziele zu missbrauchen. So hacken wir uns gekonnt in Sicherheitskameras, schalten zur Ablenkung den Strom eines ganzen Stadions ab, öffnen oder verschließen bei Bedarf Tore und Türen, stehlen uns Geld von fremden Bankkonten der Bürger Chicagos oder belauschen deren Telefonate so gekonnt wie die NSA.Was man mit einem Smartphone so alles anstellen kann: Hier schalten wir kurzerhand den Strom eines ganzen Stadions zur Ablenkung ab.Sollte der elegante Lösungsweg mithilfe diverser Hacks mal nicht gelingen, greift Aiden auch gerne einmal zu Schusswaffen und sorgt mit diesen für reichlich Unruhe und Schäden in der Stadt. Während des Spieles habe ich mir immer wieder die Frage stellen müssen, ob ich solch einen in sich widersprüchlichen und unsympathischen Charakter eigentlich tatsächlich bei seinen Taten unterstützen würde? Nein, würde ich nicht. Denn einerseits spielt Aiden den großen und coolen Helden, der den Tod einer einzelnen Person rächen möchte, andererseits kommt man als Spieler aber kaum drumrum, zahlreiche wehrlose Bürger durch wilde Verfolgungsfahrten zu verletzen oder gar zu töten. Wer weiß, wie viele Nichten sich darunter befanden… Viele Nebenmissionen sorgen für AbwechslungNeben der Hauptgeschichte bietet Watch Dogs auch reichlich Nebengeschichten. So versuchen wie unser Glück bei Poker- oder Schachpartien, überfallen Gangster-Konvois, nehmen an Wett-Trinken teil, meistern Rennen gegen die Zeit oder spielen eines von vier abgedrehten Mini-Games, den so genannten „Digital Trips“. Beispielsweise können wir in „Spider-Tank“ einen riesigen Spinnenroboter steuern und damit die Stadt in Schutt und Asche legen. „Psychedelic“ ist noch verrückter und lässt Aiden im Flug von einer riesigen bunten Blume zur nächsten Blüte hüpfen.Die Weltkarte mit ihren zahlreichen Nebenmissionen.Ebenfalls interessant: Bei aktiver Online-Verbindung können sich andere Spieler in Euer Spiel einklinken und versuchen, Euer Smartphone zu hacken. In diesem Fall sehen Euch die Spieler natürlich nicht als Aiden Pearce, sondern als gewöhnlichen Bürger, so dass Ihr Euch so unauffällig wie möglich verhalten, aber gleichzeitig den Eindringling ausfindig machen solltet. Doch auch für Euch erscheinen die anderen Spieler nicht als Aiden Pearce – der Eindringling könnte also jeder Bürger in der näheren Umgebung sein. Dieses interessante Multiplayer-Spielprinzip hat mir sehr gut gefallen und hier sehe ich großes Potential, das sich in abgewandelter Form auch andere Spiele zu nutze machen sollten.Es geht auch andersrum: Hier hacken wir uns ins Smartphone eines anderen Spielers.Insgesamt bietet Watch Dogs neben der etwa 20-stündigen Hauptgeschichte somit eine Menge Abwechslung in Form diverser Nebenmissionen und Mini-Games – ich persönlich hätte mir allerdings viel eher gewünscht, dass sich Ubisoft mehr auf eine überzeugende Hauptgeschichte und originelle Ausarbeitung der einzelnen Figuren konzentriert. Insgesamt haben die diversen Nebengeschichten trotzdem eine Menge Spaß bereitet.Die Sache mit der GrafikIn grafischer Hinsicht hat mich Watch Dogs aufgrund der von Ubisoft selbst aufgebauten hohen Erwartungen ziemlich enttäuscht. Es ist eben so eine Sache, wenn man mit beeindruckenden Trailern und vermeintlichen Gameplay-Videos groß auf sich aufmerksam macht, dadurch viele Vorbestellungen generiert, dann aber schlussendlich nicht das abliefert, was versprochen wurde. Da darf sich kein Entwickler darüber wundern, dass sich enttäuschte Spieler in Form von sehr verärgerten Mails und Kommentaren im Internet zu Wort melden.Watch Dogs wirkt an vielen Stellen grafisch viel eher wie ein veralteter Last-Gen-Spieletitel.Im Vergleich zum PS4-exklusiven Titel „Infamous: Second Son“ zieht Watch Dogs meiner Meinung nach grafisch deutlich den Kürzeren. Die Welt von Chicago wirkt zwar sehr lebendig, macht auf mich aber viel mehr den Eindruck eines besseren Last-Gen-Titels. Was wir hier sehen, ist aus meiner Sicht keinesfalls Next-Gen-Kost. Nicht falsch verstehen: Ein Spiel sollte in erster Linie durch ein gelungenes Gameplay und eine mitreißende Geschichte überzeugen – aber wenn im Falle von Watch Dogs gleich mit einer derart beeindruckenden Grafik in Form diverser „Gameplay-Videos“ geworben wird, dann sollte man dazu auch stehen und schlussendlich liefern. Mein Fazit: Open-World-Hackspaß im MittelmaßWatch Dogs stellt für mich nur ein mittelmäßiges Open-World-Spiel dar und ist aus diesem Grund auch meine Spieleentäuschung des Jahres 2014 – sowohl in grafischer, erzählerischer wie auch spielerischer Hinsicht. So viel wurde über die letzten Jahre in Form von beeindruckenden Gameplay-Videos versprochen, die Erwartungen entsprechend in die Höhe geschraubt, ein großer Hype erschaffen und das Ergebnis schmeckt für mich nun ziemlich fade wie ein Gericht aus der Kühltheke.Ich sehe in Watch Dogs ein potentes Open-World-Experiment, welches in die großen Fußstapfen der beliebten GTA-Spielereihe zu treten versucht. Watch Dogs mangelt es jedoch an einer bewegenden Geschichte, überzeugenden Charakteren und einer sympathischen Hauptfigur. Diese Punkte sehe ich jedoch neben einer atmosphärischen Präsentation als zwingende Voraussetzungen, um als Spieler vollends in eine überzeugende Spielwelt eintauchen zu können. Wer vorbildliche Titel wie „The Last of Us“ gespielt hat, der weiß, dass solche Ziele erreicht werden können.Ein Bild mit Symbolcharakter: Aiden Pearce geht mit seinem offenbar wasserdichten Smartphone baden.Bitte keine falschen Erwartungen mehr schürenSchlussendlich wünsche ich mir von Ubisoft und allen anderen Entwicklern für die Zukunft, dass erste Gameplay-Videos zu neuen Spielen auch mindestens dem entsprechen sollten, was wir als finales Ergebnis zum Release vorgelegt bekommen. In der Regel folgt auf ein erstes Video noch eine monatelange weitere Entwicklungszeit, so dass ein finales Spiel sogar noch mehr überzeugen sollte als der erste Gameplay-Trailer.Jetzt informieren & bestellen »Videos zum Artikel »Bilder zum Artikel »Weiterführende LinksOffizielle Webseite zu Watch Dogs »Videogalerie:Der Story-Trailer zu Watch DogsRelease-Special von Ubisoft zu Watch DogsBildergalerie:ScreenshotsThemen zum ArtikelAction-Adventures Galerien Open World Playstation Reviews Spiele Trailer VideosArtikel von Marco KolditzMarco Kolditz ist unter dem Namen "MEER DER IDEEN" seit 2009 als Content Creator in München selbstständig und pflegt nebenher dieses Blogmagazin.Marco Kolditz hat bislang 407 Artikel geschrieben.